Logo NLS

Biogas entlastet Kartoffel-, Braugersten- und Zuckermarkt

Datum: 17. Mai 2006

Nummer 38/06

Hannover. 1447 Ernteberichterstatter des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik haben mit Stichtag 15. April die Anbauflächen gemeldet und den Wachstumsstand der Saaten benotet. Das auffälligste Ergebnis ist der fortgesetzte, deutliche Anstieg des Silomaisanbaues für die Gärbehälter neuer Biogasanlagen. Damit hat der Flächenbedarf für die Strom- und Wärmeerzeugung nach dem Gesetz für Erneuerbare Energien eine Größenordnung erreicht, die deutlich Druck von den Erzeugermärkten für Zucker, Kartoffeln und Braugerste nimmt. Nachdem die bisherige Zuckermarktordnung auf internationalen Druck hin reformiert werden musste, bot sich mutigen Landwirten hier z.B. eine Marktlücke, um die frei gewordenen Flächen weiter mit für die Fruchtfolge wichtigen Blattfrüchten zu nutzen.

Trotz der im letzten Jahr relativ guten Erzeugerpreise haben sich nach Meldung der Berichterstatter die Kartoffelflächen nicht ausgedehnt. Die Biogasproduktion entwickelt sich nicht nur zu einem neuen Betriebszweig mit einer überschaubaren Beteiligungsfläche, es entsteht auch eine neue Betriebsform in der Landwirtschaft. Einige Betriebe sind mit hohen Flächenanteilen in diese neue Produktionsrichtung eingestiegen und haben dafür andere Produkte aufgegeben. Die Biogasproduktion löst einen weiteren Spezialisierungsschub aus. Der Verkauf der neu geschaffenen OGS-Rechte (Obst-Gemüse-Speisekartoffeln Flächenprämien der EU) ist eine willkommene Ausstiegshilfe für die Betriebe, die hier keine Zukunft mehr für sich sehen und für die Speisekartoffeln-Spezialisten ist es eine Gelegenheit, ihren Marktanteil zu erweitern, ohne die Marktmenge zu erhöhen.

EU- und sonstige Regelungen greifen immer mehr in die unternehmerische Freiheit der Landwirte ein, hier besonders in die Anbauplanung auf den Feldern. Dies geschieht nun nicht mit der "Peitsche" konkreter Vorgaben, sondern mit dem Entzug des "Zuckerbrotes" Fördergelder. Das ganze System der Förderungen ist sehr unübersichtlich geworden, für den einzelnen Landwirt im Normalfall nicht mehr durchschau- und erklärbar.

Die Sommergerstenfläche hat sich seit 2003 fast halbiert. Das grenzt schon an eine Flucht aus der Sommergerste. Die Sommergerste kann vom Ertrag nicht mit den Wintergetreideformen mithalten, nur durch deutliche Preisaufschläge der Mälzer und Brauer rechnet sich ein spezialisierter Anbau überhaupt.

Die Wachstumsstandsnoten waren zum 15. April dieses Jahres deutlich geringer als letztes Jahr, aber der Wachstumsrückstand ist nun keine Überraschung. Eher schon, dass die Pflanzen den langen, kalten Winter erstaunlich gut überstanden haben. Die Schneedecke schützte vor Wind und Kälte, die konstant niedrigen Temperaturen bewahrten vor kräftezehrenden "Frühstarts" und dem krankheitsfördernden Kalt-Warm-Stress.

Mehr Informationen und die genauen Zahlen stehen im Internet unter www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/ernte03/texte/Info0106.pdf bereit. 

Auskünfte erteilen:

Herr Keckl, Tel. (0511) 98 98 - 34 41, E-Mail: georg.keckl@nls.niedersachsen.de,
Herr Kaiser, Tel. (0511) 98 98 - 34 21 oder
Herr Garbe Tel. (0511) 98 98 - 34 27.



© Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Hannover 2006
Verbreitung mit Quellenangabe erwünscht
Göttinger Chaussee 76, 30453 Hannover - Postfach 91 07 64, 30427 Hannover
Tel: (049) 0511 / 9898 - 0, Fax: (049) 0511 / 9898 - 4000
Sie erreichen uns auch per E-Mail: poststelle@nls.niedersachsen.de