(Anbau und Ernte 2002 in Niedersachsen, Ergebnisse der amtlichen Erntestatistik)

Datengrundlage
In dem Artikel sind die vom niedersächsischen Landesamt für Statistik ermittelten Ernteergebnisse 2002 dargestellt. Wie die Ergebnisse ermittelt werden, lesen Sie in dem Artikel: Die Ermittlung der amtlichen Hektarerträge für Feldfrüchte in Niedersachsen und Ernteergebnisse 2001.

1 Ernte 2002, Überblick

Was vom Erntejahr 2002 in Erinnerung bleiben wird, sind schlechte Erträge und viele Unwetter. Die Ernte 2002 brachte den niedersächsischen Landwirten deutlich weniger Einnahmen aus dem Verkauf von Feldfrüchten als die Ernte des Vorjahres. Dabei gibt es natürlich wieder Unterschiede zwischen den einzelnen Früchten und Regionen.

Grafik 1: Ernte von Getreide und Kartoffeln in Niedersachsen seit 1950 in Mio. Tonnen
Erntemengen von Getreide und Kartoffeln in Niedersachsen seit 1950

Es fing im Mai mit einer mageren Spargelernte an und setzte sich zu den folgenden Ernteterminen für die Mehrzahl der angebauten Früchte so fort. Lediglich für Mais, Grünland, Rüben und einzelne Gemüsearten waren gute bis befriedigende Ergebnisse zu verzeichnen. Von den Früchten des Acker- und Grünlandes wurde im Durchschnitt 11% weniger Menge als im Vorjahr eingefahren. Vom Getreide wurde gegenüber 2001 20% weniger eingelagert, bei Kartoffeln 11% weniger, Raps -6%, Spargel -18%, Erdbeeren -14%, Äpfel -47%, Süßkirschen -61%, usw.

Es gibt nur eine Minderheit von landwirtschaftlichen Betrieben, die 2002 mehr ernten durften. Das waren Betriebe in Gegenden und mit Früchten, die sonst eher mit Wassermangel zu kämpfen haben. Die hauptsächlich auf leichten Böden angebaute, aus dem tropischen Mittel- und Südamerika stammende Maispflanze fühlte sich z.B. während des feucht-warmen Sommers sehr wohl und konnte in der Form des Körnermaises als einzige unter den größeren Ackerfrüchten im Hektarertrag gegenüber dem Vorjahr sogar bescheiden um 0,8% (0,7 dt/ha) zulegen. Im Tabellenteil dieses Artikels sind die Erbenisse der einzelnen Bereiche als pdf-Dateien gespeichert. Die pdf-Dateien werden in einem separaten Browserfenster geöffnet, wenn Sie den Arcobat-Reader installiert haben. Mit dem "X"- Knopf (löschen) kommen Sie dann wieder auf diese Seite zurück.

1.1 Witterung und Ernte 2002

Weit überdurchschnttliche Regenmengen im sonst eher trockenen östlichen Niedersachsen
Weit überdurchschnittliche Regenmengen 2002 im sonst eher trockenen östlichen Niedersachsen.

Schuld an den Mindererträgen sind hauptsächlich die Rekordniederschläge mit dem Mehrfachen der sonst üblichen Niederschlagsmengen im September 2001, Februar und Juli 2002 (vgl. Link Wettergrafiken, Grafik 1). Der nasse September 2001 behinderte die pünktliche und sorgfältige Bestellung des Wintergetreides für die Ernte 2002. Ebenso der nasse Februar 2002 die Bestellungsarbeiten der Sommerungen im März. Ausgerechnet zur Obstbaumblüte sorgten Spätfröste und eine bienenunfreundliche Kälte und Nässe für eine schlechte Obsternte (vgl. Link Wettergrafiken, Grafik 1 bis 4).

Sonst standen Frühjahr und Sommer 2002 schon vor den Überschwemmungen im Juli im Zeichen einer feucht-warmen Witterung mit erheblichen Unwetterschäden und sich in fast allen Kulturen rasant ausbreitenden Pilzkrankheiten. Der Juni 2002 war mit 16,8°C durchschnittlicher Tagesmitteltemperatur 2,7°C wärmer als der regnerisch-kalte Juni 2001 und 1,5°C wärmer als im langjährigen Mittel! Es war keine trockene, sonnige Hitzeperiode sondern es war überwiegend bedeckt und es kam immer wieder zu zum Teil heftigen Schauern. Ein feucht-warmes Treibhausklima fördert das Massenwachstum, aber zugleich auch die Ausbreitung von Pilzinfektionen. Sturm und Unwetter im Juli verursachten viel Lagergetreide und schnitten die Wurzeln oft von der Luftversorung ab. Insgesamt hatten grundwassernahe Böden oft mit stauender Nässe und flußnahe Standorte mit Hochwassern zu kämpfen. Die Drainage- und Abflußsystem im östlichen Niedersachsen sind auf diese Regenmengen nicht ausgelegt.



2 Die Ernte auf dem Ackerland und Grünland

Hier muß das Land regional unterteilt betrachtet werden. Besonders betroffen von den Ertragsverlusten war der Raum zwischen Harz und Elbe sowie die Marschen und Niederungen. Im Süden und Westen des Landes reichte es meist noch für Durchschnittsernten. Das zeigte sich auch in den Ergebnissen der Kammergebiete. Für das Kammergebiet Hannover wurde für die Früchte auf dem Ackerland und Grünland im Schnitt 14% weniger Erntemenge als im Vorjahr ermittelt, für das Kammergebiet Weser-Ems (westliches Niedersachsen) nur -6%. Aber auch innerhalb dieser Gebiete und natürlich von Betrieb zu Betrieb gab es Abstufungen. Sonst sehr trockene, höherliegende Standorte waren von der ständigen Staunässe und den Überschwemmungen weniger betroffen als Betriebe mit vielen Feldern in Fluss-, Küsten- und Moorniederungen.

Grafik 2: Getreideernte nach Kammergebieten
Getreideernte nach Kammergebieten.
Die Hektarerträge und Erntemengen im Kammergebiet Hannover sanken stärker als im Kammergebiet Weser-Ems. In der Grafik gezeigt am Beispiel des Getreides zusammen.


Ertragsverluste für Getreide zusammen in dt/ha 2002 gegenüber 2001
Weit überdurchschnittliche Ertragsverluste im östlichen Niedersachsen und in den Niederungen. Getreide zusammen = Durchschnittswert aller Getreidearten ohne Mais.

2.1 Die Getreideernte 2002

Die schlechte Getreideernte 2002 kam unerwartet. Noch Ende Juni ließen die üppigen Bestände wieder auf eine hohe Ernte hoffen. Die erste Vorschätzung der Getreideernte Ende Juni war noch recht optimistisch. Doch dann knickte ein Sturm am 10. Juli die meisten Getreideschläge zwischen Harz und Elbe um.


 
Die üppigen Bestände ließen Ende Juni eine Rekord-Ernteerwartung aufkommen. Hier in Schickelsheim am 28.06.02. Im Hintergrund der Kaiserdom von Königslutter am Elm.
Die üppigen Bestände ließen Ende Juni eine Rekord-Ernteerwartung aufkommen. Hier in Schickelsheim am 28.06.02. Im Hintergrund der Kaiserdom von Königslutter am Elm.
Weizen bei Ronnenberg (Krs. Hannover) am 11.07.02.
Für das Kammergebiet Hanover 2002 typischer Lagerschaden nach dem Sturm am 10.Juli 2002. Weizen bei Ronnenberg (Krs. Hannover) am 11.07.02.

Nach Sturm, Regen, Hagel am 10. Juli trafen den Raum zwischen Harz und Elbe am 17. und 18. Juli extreme Niederschläge. Während es im Westen zu der Zeit zu keinen Unwetterverlusten kam, waren die Verluste nördlich von Solling und Harz bis zur Elbe erheblich, besonders extrem natürlich in den überschwemmten Tallagen. Der Sturm am 10. Juli walzte einen Großteil der Getreideflächen platt, unterbrach die Leitungsbahnen in den Halmen und führte über sehr kleine Körner zu geringen Erträgen. Die nachfolgende Nässe führte noch zusätzlich zu erheblichen Qualitätsverlusten durch Auswuchs und Pilzbefall.

Die heftigen Regenfälle im Juli 2002 stammten von Tiefs, die vom Atlantik her ungewöhnlich weit in den Süden drifteten, südlich an den Alpen vorbei in das Mittelmeer. Über dem Golf von Genua und der Adria hatte sich die Luft erwärmt und dabei riesige Mengen Mittelmeerwasser aufgesogen (Tiefdruckgebiete füllen sich auf, saugen Bodenluft an). Dem Drall der Tiefs folgend, prallt eine solche mit Feuchtigkeit schwer beladene Luft dann irgendwann gegen die Alpen oder umgeht sie über Niederösterreich nach Norden. Hier kühlt sie sich auf dem Weg irgendwo ab und verliert dabei ihre ungeheuere Wasserfracht. Ungewohnterweise aus dem Südosten einziehende Starkniederschläge, die irgendwann zwischen Ungarn und der Weser zum Stehen kommen, können bei solchen Tiefdruckarten die Folge sein. Am 17./18. Juli regnete sich ein solches Tief über dem Kammergebiet Hannover aus. Das weiter westliche Kammergebiet Weser-Ems blieb deswegen von den Juliüberschwemmungen durch die "Fünf-B-Tiefs" aus dem Südosten verschont. Der Meteorloge W. J. van Bebber hat sich im vorletzten Jahrhundert der Mühe unterzogen, die Zugbahnen der atlantischen Tiefdruckgebiete über Europa zu klassifizieren. Er hat diese südliche Zugbahn als V-b ("Fünf-b") Zugbahn bezeichnet.

Siehe auch Meldung der Rheinische Post am 18.07.2002.

In den dichten Matten auf den Böden hält sich die Feuchtigkeit und die kleinen Körner wachsen in den unteren Ähren teilweise aus. Bilder aus einem Feld bei Coppenbrügge, Kreis Hameln am 14.08.2002.
In den dichten Matten auf den Böden hielt sich die Feuchtigkeit. Die kleinen Körner wuchsen in den unteren Ähren teilweise aus und spitzten mit den Blattspitzen aus den Matten. Schob man die obere Lage etwas zur Seite, konnte man den Schaden sehen. Bilder von M. Rode aus einem Weizenfeld bei Coppenbrügge, Kreis Hameln am 14.08.2002.

2.1.1 Gründe für die Mindererträge bei Getreide

Die Ertragsrückgänge gegenüber dem sehr guten Vorjahr nur den Unwettern im Juli und den Folgen anzulasten, ist bequem, stimmt aber nicht ganz. Zweifellos sind die Unwetterfolgen für einen Großteil der Mengenverluste im Landesdurchschnitt verantwortlich, aber z. B. die Kornbildung der Wintergerste war von den Unwettern nicht mehr betroffen und trotzdem lag der Ertrag überall, auch auf den vor den Unwettern gedroschenen Feldern, sehr weit unter den Erwartungen.

Die Landwirte im Kammergebiet Weser-Ems sind von den Juliunwettern wenig betroffen worden und konnten trotzdem nicht einmal eine Durchschnittsernte einfahren. In den südlichen Kreisen Northeim und Göttingen blieb die Mehrzahl der Schläge stehen. Trotzdem haben diese ungeschädigten Felder ebenfalls überraschend niedrige Erträge mit geringen Einzelkorngewichten (vgl. Kreistabellen).


 
 
Grafik 3: Hektarerträge (dt/ha) für die anbaustärksten Getreidearten in Niedersachsen seit 1950
Hetarerträge (dt/ha) für die anbaustärksten Getreidearten in Niedersachsen seit 1950
Der mehr als deutliche Rückgang der Hektarerträge hatte eine Reihe von - je nach Region unterschiedlich gewichtigen - Gründen.

Die unerwartete Ertragsschwäche im ganzen Land könnte an einem je nach Getreideart, Standort und Bestandesführung verschiedenen Ursachen-Mix gelegen haben:

  1. Die schwierige, manchmal späte Aussaat von Gerste, Roggen und Triticale im regenreichen September 2001 und oft ungenügend abgetrocknete, rodegeschädigte Böden bei der nachfolgenden Weizenaussaat bereiteten den Winterungen einen ungünstigen Start. Statt Wintergerste oder Roggen musste oft, trotz Fruchtfolge- oder Bodenproblemen, Winterweizen angebaut werden. Manchmal war es dann immer noch zu naß und statt Winterweizen musste schließlich Sommergerste aufs vermutlich immer noch zu nasse Feld. Davon war besonders das (normalerweise) niederschlagsreichere Kammergebiet Weser-Ems betroffen und hier besonders die "Tieflagen" mit moorigen Böden oder die Marschen mit den schweren Böden.

  2.  
  3. Das überwiegend zu feuchte, bedeckte und zu warme Wetter während der Vegetation förderte ab der Saat ganzjährig die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. Das fing mit dem Befall der Keimwurzeln an und zog sich bis zu den Ährenkrankheiten hin. Der richtige und zeitgerecht mögliche Fungizideinsatz von der Beize bis zur Ährenbehandlung dürfte dieses Jahr sehr ertragsentscheidend gewesen sein, ebenso eine gesunde Vorfrucht. Hier liefern die Ergebnisse der Landessortenversuche wichtige Informationen.

  4.  
  5. Die ständige Feuchtigkeit bis Mitte Mai verhinderte die Ausbildungen eines tiefen Wurzelwerkes. Ein ganz entscheidender Punkt. Wenn es während der Bestockung zu nass ist, bleiben die Getreidewurzeln zu flach. Das hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die Winter- und Sommergetreidearten.

  6.  
    Dass die Lagerschäden in den Sturmzentren nichts mit der Düngung zu tun hatten, zeigte sich auf den Parzellen der Sortenversuche. Der Sturm warf auch die dünnen, ungedüngten Parzellen zu Boden.
    Dass die Lagerschäden in den Sturmzentren nichts mit der Düngung zu tun hatten, zeigte sich auf den Parzellen der Sortenversuche. Der Sturm warf später auch die dünnen, ungedüngten Parzellen zu Boden. (Bilder aus Schickelsheim, Feldtag der Kammer Hannover, 28.06.02)

  7. Die Wintergetreidearten hatten in der Schossphase noch genug Wasser, zumal auf den guten Böden, und wurden dicht. Die üppigen Bestände trieben die Einzelhalme zusätzlich in die Höhe zum Licht. Diese prallen, aber sehr gefährdeten, Bestände täuschten Ende Juni eine Rekord- Ernteerwartung vor. Die feucht-warmen Böden sorgten für einen hohen und schnellen Nährstoffnachschub auch bei geringer Wurzeltiefe. Dass die Lagerschäden in den Sturmzentren nichts mit der Düngung zu tun hatten, zeigte sich auf den Parzellen der Sortenversuche. Der Sturm warf auch die dünnen, ungedüngten Parzellen zu Boden. Die zu flache Durchwurzelung lies bei der kurzen Trockenheit Ende Juni dann in den dichten Wintergetreidebeständen die Kornbildungsphase ungewöhnlich schnell anhalten oder ganz zusammenbrechen. Bei der Wintergerste führte das, zusammen mit späten Pilzinfektionen, zu einer besonders plötzlichen Reife und damit zu kleinen Körnern.

  8.  
  9. Die Sommergetreidearten kamen oft nass in den Boden und die Nässe während der Bestockung ließ sie ebenfalls zu flach wurzeln. Da die Sommerungen etwas später als die Winterungen schossen, fehlte es ihnen auf den leichten Böden während einer kurzen Trockenheit Mitte Mai schon zum Schossen früh an Wasser. Die Anzahl der Halme wurde in der Schossphase reduziert und die Bestände wurden sehr dünn und eher kurz. Wer seine Braugerste sehr früh beregnete, hatte etwas bessere Bestände bekommen. Die laufenden Beregnungen Mitte Mai (um Pfingsten) riefen in der Heide nach der langen "Regenzeit" manchmal Verwunderung hervor. Die Böden waren eigentlich feucht genug, doch die kurzen Wurzeln kamen nicht an das Wasser und die tiefer geschwemmten Nährstoffe.

    Wassermangel war für das Sommergetreide auf den besseren, feuchteren Böden kein Thema. Hier litt besonders die Gerste, viel stärker als auf den Sandböden, unter einer oft zu nassen Saat. Auch die folgende Bestockung war durch zu viel Wasser stärker als auf den Sandböden behindert, was ebenfalls dünne Bestände zur Folge hatte. Dünne Bestände auf den fruchtbaren, feuchten Böden sind sehr unkrautgefährdet. Aber eine zeitgerechte Unkrautbekämpfung scheiterte oft einfach an den Befahrbarkeitsproblemen in den aufgeweichten Feldern. In den Marschen musste dieses Jahr verstärkt Sommergerste angebaut werden, weil eine Winterweizenbestellung im nassen Herbst 2001 nicht immer möglich war. Das waren dann oft auch noch die sowieso schon nassesten Stücke. Die Erträge schwankten sehr stark, konnten aber auf trockeneren Marschen auch mal 70 dt/ha erreichen.

  10.  
  11. Den späteren Getreidearten wurden von den Unwettern in den Hauptanbaugebieten der Kammer Hannover die Halme noch während der Ertragbildung abgeknickt, was natürlich die Kornbildung störte, das Einzelkorngewicht senkte und damit alle vorherigen Nachteile ab dem Zeitpunkt überlagerte. In den dichten Matten auf den Böden hielt sich die Feuchtigkeit und die zu kleinen Körner wuchsen in der Ähre teilweise auch noch aus, was weitere Qualitätsverluste zur Folge hatte. Aber auch hier sind keine generellen Aussagen möglich. Auf dem einen Feld gabt es trotz Lagergetreide keinen sichtbaren Auswuchs und auf einem Teilstück daneben trieben die Keime aus den verdeckten Ähren am Boden und senkten die "Fallzahl" des Mehles unter eine für die Backqualität nötige Mindesthöhe. Die bisherigen Anforderungen der Mühlen an die Korngrößen waren kaum mehr zu erfüllen. Den Mühlen machen kleine Körner mehr Arbeit und Kosten, sie senken die Mehlausbeute aus einer Tonne Getreide.

2.1.2 Einzelne Getreidearten 2002

Die Hauptgetreidearten und der Raps reagierten unterschiedlich auf die geschilderten Bedingungen. Vielfach wurden folgende Beobachtungen gemacht:

Kleinkörnige Wintergerste

Das flache, wassergeschädigte Wurzelwerk der Wintergerste hielt die kurze Trockenheit Ende Juni meist nicht aus und das führte, zusammen mit dauernden Pilzinfektionen, zu einer besonders plötzlichen Reife und damit zu kleinen Körnern und geringen Erträgen.

Rapsertrag blieb teilweise auf den Feldern

Gegenüber der Junimeldung 2002 wurde der Winterrapsertrag in den späteren Meldungen um 6 dt/ha (-18%) reduziert, was nicht nur an den eingetretenen Kornverlusten, Auswuchs und der mangelnden Kornfülle nach den Stürmen und Dauerregenfällen gelegen haben dürfte. Auch hier wurden selbst aus Gebieten mit wenig Sturmschäden, z.B. dem Eichsfeld, überraschend niedrige Erträge gemeldet (vgl. Kreistabellen). Die durchweg sehr kleinen Körner könnten ihre Ursache ebenfalls in einer starken, nicht immer sofort sichtbaren Schädigung der Pflanzen durch PiIzkrankheiten gehabt haben. Im Jahresvergleich ist dieses Jahr trotz der Flächenausdehnung um +24% wegen der geringen Hektarerträge weniger Raps als 2001 geerntet worden.

Gute, aber wenig Braugerste

Die sehr dünnen, lichten Sommergerstenbestände auf den Sandböden, z.B. die Braugersten in der Heide, haben dieses Jahr gute Vollgerstenanteile, hervorragende Qualitäten (ein etwaiger Reststickstoff zur Eiweißeinlagerung am Schluss der Kornfüllungsphase war für die Wurzeln nicht mehr erreichbar), doch miserable Erträge.

Roggen und Triticale verloren nach der Reife auf den Feldern täglich an Wert

Roggen und Triticale sind nicht so anfällig für Pilzkrankheiten. Sie hatten 2002 von den Hauptgetreidearten, trotz der Überschwemmungen in den Tallagen zwischen Weser und Elbe, die geringsten Ertragsrückgänge (vgl. Landestabelle), aber dafür die größten Auswuchs- und damit Qualitätsprobleme. Roggen und Triticale werden bevorzugt auf leichteren Böden angebaut. Hier konnte auch im extrem nassen Herbst und Frühjahr das Wasser eher versickern und es früher auch mal in den Beständen trocken werden. So wurde den Pilzkrankheiten, die bei hoher Feuchtigkeit und Wärme kaum zu stoppen sind, der Angriff wenigstens manchmal etwas erschwert.

Die Hauptmenge des Roggens und der Triticale konnte wegen nasser Felder und ständig den Einsatz der Mähdrescher störender Regenfälle nach der Reife nicht sofort geerntet werden, kam wegen der feuchtwarmen Witterung in Keimstimmung und verlor die Qualität. Wenn Getreide auswächst, also Keimwurzeln und den Keimling entwickelt, verliert das Korn zuerst an Qualität und dann auch noch Gewicht, wenn es wieder getrocknet und gedroschen wird. Die Elbmarschen und die Heide, der Roggen und die Triticale, sind von Qualitätsverlusten noch stärker als der Weizen in der Börde betroffen.

Winterweizen mit kleinen Körner, geringen Erträgen und Qualitäten

Durch die hohen Lagerschäden in der Börde, um die Börde herum und in den Elbmarschen mußten die Hoffnungen auf eine gute Ernte ab dem 10. Juli 2002 aufgeben werden. In den Seemarschen insgesamt (von der Ems bis zur Elbe) kommen noch die Strukturprobleme und Nässeschäden durch den zu nassen Herbst 2001 hinzu. Auch in den weniger durch die Herbstnässe 2001 und die Unwetter im Juli 2002 geschädigten Gebieten ist die Weizenernte enttäuschend. Das schwach entwickelte Wurzelwerk, dauernder Angriff von Pilzkrankheiten, Lagerschäden, Auswuchs, Unkrautdurchwuchs, alles wirkte auf sehr geringe Korngrößen hin.

Es gab beim Auswuchs Unterschiede, je nachdem wie das Getreide lag, wie feucht der Boden darunter war und natürlich Unterschiede in den Sorten und bei den Getreidearten. In der Börde war die Mehrzahl der Felder schon beim Sturm am 10. Juli umgefallen und hier lag z.B. der Weizen exakt wie in eine Richtung gekämmt am Boden. Die Ähren lagen oben auf, konnten sich evtl. sogar wieder etwas aufbiegen. Es gibt solche Bestände, die brauchbare Fallzahlen liefern. Die kleinen Körner hatten gute Eiweißwerte. Große Hoffnung auf ausreichende Backqualitäten bestanden aber auch hier insgesamt nicht. Die Leute an den Sieben mußten viel Kleinstkorn absacken. Bestände, die erst durch den Starkregen am 17./18. Juli in den Boden gedrückt worden sind, hier vor allem in den Elbmarschen und in der Heide, lagen kreuz und quer mit Haufenbildung. In den Haufen wuchsen die Körner in den verschütteten Ähren aus. Hier wurden keine Backqualitäten mehr erzielt.
 
Weizendrusch am 16.08.02 bei Meensen (Krs. Göttingen) mit Gausturm auf dem Hohen Hagen im Hintergrund
Weizendrusch am 16.08.02 bei Meensen (Krs. Göttingen) mit Gausturm auf dem Hohen Hagen im Hintergrund.

2.2 Weniger Kartoffeln, gleich viel Rüben

Kartoffelernte am 12.09.02 bei Hannover
Kartoffelernte am 12.09.02 bei Hannover

Ein rentabler Kartoffelanbau verlangt hohe Erträge, denn nur so lassen sich die hohen Fixkosten dieser Intensivfrucht je Doppelzentner gering halten. Hohe Erträge werden aber nur erreicht, wenn die Bestände lange gesund und am wachsen gehalten werden können. Ohne Behandlungen gegen die Pilzkrankheit "Kraut- und Knollenfäule" würden die Bestände in der Regel schon mitten im Sommer zusammenbrechen. Die feucht-warme Witterung des Sommers förderte die Ausbreitung der Pilzkrankheiten extrem. Wer nun wegen hoher Grundwasserstände Schwierigkeiten hatte in die Felder zu fahren, für den waren hohe Erträge nicht mehr erreichbar. Hier zeigte sich wieder ein Vorteil der leichten, schneller abtrocknenden Sandböden für den Kartoffelanbau.

Die Kartoffelhektarerträge sanken nicht so stark wie die Getreideerträge. Während im Weser-Ems-Gebiet noch Knollenerträge im Mittel der letzten sechs Jahre geerntet wurden, wurden im Kammergebiet Hannover auch die langjährigen Erträge im Mittel um 7% verfehlt. Gegenüber dem sehr guten Vorjahr wurde eine um ca. 10,5% geringeren Erntemenge eingelagert. Der schöne Spätsommer hatte die Ernte erleichtert. Die Knollen, die während der "Hochwassersaison" im Juli und Anfang August tiefer in den Dämmen "ertrunken" sind, hatten sich bis zur Ernte im September zersetzt und behinderten die Erntearbeiten wenig. Auffallend war der hohe Anteil von Knollen mit grünen Stellen. Durch die Platzregen im Juli wurde Erde von den Dämmen geschwemmt und manche Knollen freigelegt. Wenn die Knollen ans Licht kommen, bekommen sie grüne Stellen, mußten aufwändig aussortiert werden.

Grafik 4: Die Hektarerträge und Erntemengen an Kartoffeln in den Kammergebieten ab 1990
Die Hektarerträge und Erntemengen an Kartoffeln in den Kammergebieten ab 1990

Nach den Wetterkapriolen vom September 2001 bis August 2002 erfüllte das Wetter im Spätsommer und bis Mitte Oktober 2002 die Anforderungen an eine materialschonende Hackfruchternte und eine befriedigende Herbstbestellung. Nach der enttäuschenden Getreideernte war man etwas pessimistisch bezüglich der Rübenerträge, die sich aber im Oktober auf ein noch gutes Niveau einpendelten. Durch nässegeschädigte Gegenden und Felder schwankten die Erträge von Feld zu Feld und Region zu Region stärker als in den Vorjahren. In den Infoschreiben für die Ernte- und Betriebsberichterstatter des niedersächsichen Landesamtes für Statistik, Info 10/2002, endgültige Kreiserträge für Zuckerrüben und Info 12/2002, Meldungen der Zuckerfabriken wird näher auf die Regionalerträge eingegangen. Der milde Spätsommer hatte den Rübenertrag noch sehr gefördert. Ab der 42. Woche behinderten Niederschläge die Rübenernte und eine befriedigende Weizenbestellung. Die der Ernte folgende Herbstbestellung erforderte 2002 sehr hohe Zugkräfte, da die Böden durch die starken Niederschläge sehr dicht lagerten und sich entsprechend zäh in ein feines Saatbett für die Körner verwandeln ließen.

2.3 Mais und Grünland profitierten vom feucht-warmen Sommer

Grünlandhof im
Grünlandhof im "Nassen Dreieck" (Weser-Elbe-Mündung) im Spätherbst 2002

Der erste Grünlandschnitt Ende Mai konnte noch einigermaßen problemfrei eingebracht werden, doch schon beim 2. Schnitt Ende Juni/Anfang Juli hatte nur der Glück, der vor den großen Niederschlägen Mitte Juli die Wiesen geräumt hatte. Grünlandaufwuchs hätte es in diesem regenreichen, relativ warmen Jahr genug gegeben, wenn man es denn alles hätte bergen oder abweiden können. Das Grünland in Niedersachsen ist konzentriert auf die Tieflagen mit ständigen Befahrbarkeitsproblemen bei hohen Grundwasser/Flußwasserständen. Die häufigen Überschwemmungen in den Niederungen machten eine Bergung zur Glückssache. Es war nicht immer möglich, diese Lagen zu beernten. Das etwas höher gelegene Grünland brachte gute Erträge. Im Herbst ermöglichte der anfangs überwiegend sonnige Oktober weitgehend den Abschluß der Ernte-, Pflege- und Bestellarbeiten auf Acker- und Grünland.
 
 
Kraniche in einem nur teilweise abgeernteten Maisfeld im Großen Moor bei Uchte
Kraniche in einem nur teilweise abgeernteten Maisfeld im Großen Moor bei Uchte, 19. März 2003

Die Maisernte insgesamt war gut, auch wenn durch die überraschend plötzliche Abreife des Silomaises etliche Silage wohl zu spät, das heißt zu trocken, in die Fahrsilos kam. Eigentlich sollte die Pflanze noch etwas grün sein, um die Verdaulichkeit im Rindermagen zu verbessern. Dafür freuten sich die Körnermaisanbauer über relativ geringe Kornverluste, schön ausgereifte Körner und eine schnelle Nachtrocknung der Ware. Die Ernte war Mitte Oktober schon weitgehend abgeschlossen, da der Mais durch den relativ warmen Sommer 2002 in der Reife ca. 14 Tage Vorsprung hatte. Das feucht- warme Wetter hat der aus dem tropischen Mittel- und Südamerika stammenden Maispflanze gut getan. Durch die hohen Niederschläge im Juli hatten sich Nährstoffe in tiefere Bodenschichten verlagert und die Maispflanze hatte zum Vegetationsende hin Versorgungsschwierigkeiten, was eine schnelle Abreife beschleunigte. Im Kammergebiet Weser-Ems war die Maisernte, bis auf die zu nassen Stücke, gut. Im Kammergebiet Hannover wurden während der Starkregenfälle im Juli doch mehr Nährstoffe als erwartet verlagert. Man hatte sich hier auf den leichten Böden eigentlich etwas mehr erwartet.

3 Obsternte 2002 sehr gering

Der niedersächsiche Marktobstanbau konzentriert sich am Südufer der Niederelbe in den Kreisen Stade, Harburg und Cuxhaven. Hier befinden sich 95% der Apfelflächen, 89% der Süßkirschenflächen der niedersächsichen Marktobstbetriebe, 40% der Sauerkirschenfläche und 84% der Pflaumen/Zwetschenfläche. Das "Alte Land" zwischen Hamburg-Finkenwerder und Stade ist vom Obstanbau geprägt. Die Konzentration des niedersächsischen Obstanbaues auf die Elbmarschen hatte dieses Jahr fatale Folgen. Klima- und Hochwasserstandsschäden in den Marschen konnten nicht durch bessere Ernten in anderen Lagen ausgeglichen werden. Es kam zu drastischen Mengeneinbrüchen (vgl. Tabellenteil). Ein Teil der Mengenveränderungen ist auf geänderte Flächenzahlen zurückzuführen (vgl. die hier folgenden Tabellen 4 u. 5). 2002 gab es wieder eine nur alle fünf Jahre durchgeführte Obstanbauerhebung. Es wurden die Betriebe mit Marktobsterzeugung im Land gezählt und auch deren Anbau. Die Ergebnisse, insbesondere die Anbauflächen, sind mit den Vorjahren nur bedingt vergleichbar, da es zu einigen methodischen Änderungen kam (Mindesterfassungsgrenzen der Betriebe u.a.). Der Trend zu Dichtpflanzen besteht weiter, es gibt mehr Bäume auf tendenziell weniger Fläche.

Spätfröste und schlechtes Wetter zur Obstbaumblüte

Während des in Norddeutschland überwiegend milden und nassen Winters 2001/2002 kam es zu keinen oder nur geringen Frostschäden an den Obstgehölzen. In der 5. Woche lagen die Temperaturen um bis zu 9,5°C über den langjährigen Werten! Hohe Durchschnittstemperaturen im Februar und März verleiteten die Obstbäume allerdings zu einer frühen Blüte (vgl. Tab. 1). Einzelne Kirschbäume früher Sorten blühten schon Anfang April.

Tab. 1: Blühtermine der Apfel- und Kirschbäume an der Niederelbe*
Baum  Langjährige Blühtermine **  Blühtermine 2002 
Blühbeginn  Vollblüte  Blühende  Blühbeginn  Vollblüte  Blühende 
Süßkirschen  23. April  2. Mai  8. Mai 11. April  21. April  9. Mai 
Äpfel  5. Mai  15. Mai  23. Mai  24. April  5. Mai  17. Mai 

* Quelle: Obstbauversuchsanstalt der Landwirtschaftskammer Hannover in Jork, ** Mittelwerte der Jahre 1933/34 bis 1996

Leider schadete dieser Vegetationsvorsprung den Obstbaumblüten. Vom 5. bis 10. April kam es zu starken Nachtfrösten (vgl. Link Wettergrafiken, Grafik 4). Die Temperaturen waren so tief und anhaltend, dass auch die meist noch geschlossenen Blüten teilweise erfroren. Je weiter sich eine Obstbaumblüte öffnet, um so frostanfälliger wird sie. Die Frostschutzberegnungen in vielen Marktobstplantagen an der Niederelbe kamen zum Einsatz. Trotzdem erlitten nach den Schätzungen der Berichterstatter z. B. rund 30% der Kirschbäume mittlere bis große Frostschäden an den Blüten (vgl. Tab. 2). Dann folgte bis Anfang Mai meist ein kühles, feuchtes und windiges Wetter. Der Bienenflug und damit die Befruchtung der Blüten waren deswegen schlechter als in den Vorjahren. Die Berichterstatter beurteilten dieses Jahr den Insektenflug zur Obstbaumblüte mehrheitlich als unzureichend (vgl. Tab. 3).

Tab. 2: Einschätzung der Frostschäden an der Blüte der Obstbäume im Marktobstanbau 2002 bis 1998
Obstart Frostschäden an der Blüte der Obstbäume im Marktobstanbau 2002 bis 1998
groß mittel gering keine
‘02 ‘01 ‘00 ‘99 ‘98 ‘02 ‘01 ‘00 ‘99 ‘98 ‘02 ‘01 ‘00 ‘99 ‘98 ‘02 ‘01 ‘00 ‘99 ‘98
% der Meldungen der Berichterstatter
Äpfel 8 1 5 5 2 19 8 8 5 8 13 14 7 21 7 60 77 80 69 83
Birnen 6 2 7 4 3 15 7 3 8 9 17 14 5 19 11 62 76 85 69 77
Kirschen 12 2 5 7 4 18 9 12 10 11 18 12 10 28 12 53 76 73 55 72
Pflaumen 6 1 4 4 3 16 10 8 12 9 20 9 4 21 14 58 80 84 63 74
Mirabellen 6 1 4 3 3 18 10 6 9 9 18 10 6 20 14 58 79 84 68 74
Aprikosen 5 0 3 6 7 25 4 5 3 0 10 12 5 22 12 60 84 87 69 81
Pfirsiche 16 2 4 8 5 22 11 7 8 12 14 13 7 23 16 49 73 82 61 67
Walnüsse 3 0 5 1 2 6 7 5 11 5 12 9 3 10 12 80 84 87 78 81
Tab. 3: Beurteilung des Insektenfluges durch die Obstberichterstatter zum 20. Mai (zufriedenstellend / unzureichend)
Aus der Meldung des Monats: Zeitraum  1997  1998  1999  2000  2001  2002 
zufr.  unzur.  zufr.  unzur.  zufr.  unzur.  zufr.  unzur.  zufr.  unzur.  zufr.  unzur. 
Mai bis 20.05.  52%  48%  49%  51%  64%  36%  81%  19%  70%  30%  45%  55% 
Wenig Kirschen
Durch den Monilia-Pilz abgestorbener Trieb
Durch den Monilia-Pilz abgestorbener Trieb (Blätter und Blütenbüschel). Aufnahme am 17.06.2002 in Hannover.

Nach diesem Wetterverlauf während der Obstbaumblüte verwundert es nicht, dass die Berichterstatter schon in der Umfrage zum 10. Juni mit einer sehr geringen Kirschenernte rechneten. Nach drei sehr guten Kirschjahren wurden die noch möglichen Erträge der Süßkirschen, mit 448 Hektar Anbaufläche nach den Äpfeln (6612 ha) die zweithäufigste Obstart in den niedersächsischen Marktobstbetrieben, zum Stichtag 10. Juni auf weit weniger als die Hälfte der Vorjahresernte geschätzt. Dann kam es in der 29. Woche (17. und 18. Juli) zu Rekordniederschlagsmengen im Kammergebiet Hannover. Damit war die Kirschenernte vorbei, denn die reifen Spät-Kirschen platzten bei der Feuchtigkeit auf und konnten nicht mehr verkauft werden. Die drei häufigsten Steinobstarten in den niedersächsischen Marktobstbetrieben (Süßkirschen, Pflaumen, Sauerkirschen) werden als nicht lagerfähige Saisonware neben dem Hauptproduktionszweig, dem Apfelanbau, angebaut und liefern zusammen mit den auch häufig zusätzlich angebauten Beerenfrüchten erste Einnahmen im Erntejahr.

Das ungünstige Wetter zur Blüte bewirkte eine relativ lange Blütezeit (vgl. Tab. 1). Feuchtes Wetter und eine lange Blüte bieten den Sporen der Spitzendürre (Monilia) lange Gelegenheiten, über die Blüte die jungen Triebe zu infizieren. An vielen Kirschbäumen, insbesondere Sauerkirschen, hingen dieses Jahr im Juni und Juli statt bald reifender Früchte die wegen dieser Pilzkrankheit abgestorbenen, verdorrten jungen Triebe an den Zweigen.

Tab. 4: Anbau und Ernte von frühen Obstarten (Süßkirschen, Sauerkirschen und Pflaumen/Zwetschen) in den Marktobstbetrieben 1997 bis 2002
Jahr Süßkirschen Sauerkirschen Pflaumen/Zwetschen
Anbaufläche* Ertrag Erntemenge Anbaufläche Ertrag Erntemenge Anbaufläche Ertrag Erntemenge
ha dt/ha dt ha dt/ha dt ha dt/ha dt
1997 520 115,0 59 778 177 39,7 7 033 170 120,8 20 539
1998 520 98,9 51 451 177 34,7 6 149 170 99,3 16 889
1999 520 168,1 87 425 177 99,9 17 691 170 163,9 27 870
2000 520 162,3 84 416 177 129,9 22 998 170 148,8 25 288
2001 520 145,8 75 796 177 78,2 13 848 170 153,0 26 004
2002 448 66,8 29 958 69 39,3 2 719 207 97,2 20 115

* Die Anbauflächen werden nur alle 5 Jahre in der Obstanbauerhebung erfragt. 2002 war wieder eine solche Befragung.

50% weniger Äpfel aus Niedersachsen

Die guten Vegetationsbedingungen mit Wärme und Feuchtigkeit im Mai und Juni hatten die Obsthölzer vor allem in das Wachstum der Bäume und nicht in die Fruchtbildung gesteckt. Dadurch war der Juni/Julifall relativ hoch. Es fehlte die Sonne. Die Schäden durch das zu lange in den Plantagen stehende Wasser nach den Dauerregenfällen Mitte Juli bis Mitte August an den Bäumen sind hoch. Viele Bäume, insbesondere die empfindlichen Kirschen, müssen ersetzt werden.

Tab. 5: Anbau und Ernte von Äpfeln, Birnen und Erdbeeren 1997 bis 2002
Jahr Äpfel Birnen Erdbeeren
Anbaufläche* Ertrag Erntemenge Anbaufläche Ertrag Erntemenge Anbaufläche Ertrag Erntemenge
ha dt/ha dt ha dt/ha dt ha dt/ha dt
1997 7851 241,7 1 897 446 274 123,1 33 700 955 85,6 81 797
1998 7851 281,3 2 208 453 274 145,4 39 803 1098 89,6 98 386
1999 7851 316,6 2 485 679 274 190,0 52 035 1166 102,8 119 868
2000 7851 345,3 2 711 141 274 345,3 59 325 1387 98,0 135 839
2001 7851 300,7 2 361 123 274 216,6 45 328 1562 117,8 184 011
2002* 6612 189,2 1 250 853 243 163,4 39 646 1540 103,0 158 669

* Die Anbauflächen werden nur alle 5 Jahre in der Obstanbauerhebung erfragt. 2002 war wieder eine solche Befragung.
 

Veränderungen in der Obsterntestatistik

Seit diesem Jahr werden nur noch die Obsterträge in den Betrieben mit Marktobstanbau erfragt, also die Ernte im "professionellen" Obstanbau. Die Ermittlung des Hobby-Anbaues in den Gärten, für dessen Ermittlung schon lange die Datengrundlage (Obstbaumzählung in den Gärten usw.), die Berichterstatter und das volkswirtschaftliche Interesse fehlte, wurde nun auch offiziell aufgegeben. Es interessiert nur noch der Obstanbau als Wirtschaftszweig und nicht mehr die aus längst vergangenen Zeiten stammende Zielsetzung, die "Obstversorgungsmöglichkeit" der deutschen Bevölkerung zu ermitteln.


4 Gemüseernte 2002

Die Gemüseanbauflächen im Land sind breiter verteilt als die Obstflächen, so dass ungünstige Klimaverhältnisse in einem Anbaugbiet im Landesdurchschnitt besser ausgeglichen werden können. Der Gemüseanbau auf dem Freiland wurde dieses Jahr um fast 10% ausgedehnt. Die Kartons der großen Erzeuger und Erzeugergemeinschaften aus Niedersachsen sind in den Verbraucher- und Discountmärkten immer öfter und länger zu sehen. Der Konzentrationsprozeß hin zu großen Anbauern, die die Zentralen der Lebensmittelketten direkt befliefern können, läuft weiter (vgl. Beschreibung des Gemüseanbaues im Land).

Die Erträge der einzelnen Früchte waren stark standortabhängig. In den Senken, Flußniederungen und auf Feldern mit schwereren, nassen Böden kam es nach dem 20. Juli zu Totalausfällen, z.B. wegen Überflutung der Ilmenau, wegen Wasserschäden bzw. Unbefahrbarkeit der Felder. Wenn das Gemüse ca. 2 Tage im Wasser steht, sterben die Wurzeln wegen Sauerstoffmangel ab und die Pflanze verfault. Ein feucht-warmes Treibhausklima fördert das Massenwachstum, aber zugleich auch die Ausbreitung von Pilzinfektionen und damit das vorzeitige Absterben der Pflanzen. Viele Gemüsearten müssen zu einem ganz exakten Wachstumspunkt geerntet werden und wenn dann das Feld nicht befahrbar ist, ist die Ernte verloren. Blühenden Brokkoli oder geschossten Salat kann man nicht verkaufen. Dafür lieferten Standorte mit wenig Beregnungsmöglichkeiten auf trockenen Böden dieses Jahr ungewohnt gute Erträge. Die Berechnung der Erntemengen war schwierig, da die Erntemeldungen dieses Jahr extrem weit streuten. Von sehr guten Erträgen bis zu den Totalausfällen waren alle Zwischenstufen vertreten. Wenn nicht die großen Nässeschäden gewesen wären, hätte das feucht-warme Wetter ein gute Ernte gebracht. So haben nur die Anbauer auf sehr leichten Böden von dem Wetter profitiert, alle anderen mussten Ertragsausfälle einstecken.

Spargelbauer bei Peine am 23. Juni 2002
Spargelbauer bei Peine am 23. Juni 2002
Rätselhaftes Spargeljahr

Die Spargelpflanzen konnten im Sommer 2001 genügend Reservestoffe in den Wurzeln einlagern und so ein gutes Fundament für den diesjährigen Austrieb legen. Die Spargelsaison 2002 fing nach einer Wärmeperiode mit geringen Mengen unter Folie schon sehr früh im April an. Bis ca. 10. Mai war es dann allerdings zu kalt für hohe Erträge (vgl. Link Wettergrafiken, Grafik 5). Die tägliche Ernte erreichte ab 10. Mai ein normales Niveau und hielt sich während der Saison relativ konstant, lag aber insgesamt noch 18% unter den Mengen des wechselhaften Vorjahres. Dabei gab es weder eine längere Hitzeperiode mit plötzlich zu hohen Erträgen noch eine längere Kälteperiode mit Ertragsausfällen.

Der Anteil der begehrten, dicken, gewichtigen Stangen enttäuschte sehr und gibt einige Rätsel auf. Manche Meinungen gehen dahin, dass das mit dem extrem nassen September 2001 (vgl. Wettergrafiken) im Zusammenhang stehen könnte. Manchmal regnete es auch während der Saison bei den häufigen Unwetter so stark, dass selbst auf den Sandböden zwischen den Reihen das Wasser stand. Der Spargelabsatz litt anscheinend unter der gerade zur Saison heftigen Euro-Teuro Diskussion. Die Preise lagen trotz geringerer Ernte unter denen des Vorjahreszeitraumes! Entgegen allen Erwartungen griffen die Verbraucher trotzdem zögerlicher zu dem Edelgemüse, was sich in den Erzeugererlösen doppelt (Menge + Preis) bemerkbar machte.

Stressige Erdbeerensaison
Erdbeerenfeld bei Hannover am 11. Juni 2002
Erdbeerenfeld bei Hannover am 11. Juni 2002

Die Erdbeerensaison verlief dieses Jahr für viele Betriebe sehr unglücklich. Es fing schon damit an, dass es zur Blüte der unter Folie verfrühten Sorten relativ kalt und windig war. Trotz Folienabdeckung über Nacht kam es, wie beim Obst zu Frostschäden an den Blüten. Zugleich hinderten klamme Temperaturen und kräftige Winde die Bienen tagsüber am emsigen Bestäubungflug. Vom Frost teilgeschädigten Blüten entwickeln verkrüppelte Fruchtformen.

Der Ertrag und die Fruchtgröße auf den ab ca. 18. Mai geernteten, verfrühten Feldern war unbefriedigend, bei allerdings guten Preisen. Das anschließend feucht-warme Wetter im Juni förderte das Mengenwachstum, brachte aber ganz erhebliche Probleme mit schnell sich ausbreitenden Pilzkrankheiten. Zusätzlich verhagelten dieses Jahr die ungewöhnlich häufigen Unwetter manche Ertragshoffnung.

Die Hauptsaison setzte wieder relativ früh (Ende Mai - Anfang Juni) ein und dauerte bei den Spätsorten bis in die zweite Juliwoche. Bis weit in den August hinein wird noch die speziell spät gepflanzte, aufwändige "Terminware" geerntet. Zur Hauptsaison fehlte die Sonne und es war zu feucht. Die wenigen Sonnentage zwischendurch führten zu einer plötzlichen Reife großer Mengen, was oft weder von der Pflücke noch vom Verkauf bewältigt werden konnte und die Preise stürzten. Die insgesamt geernteten Mengen, dieses Jahr schon eher als "Durchschnitt von Ernteglück und Erntepech" zu bezeichnen, schwankten innerhalb der Saison, von Gebiet zu Gebiet und von Betrieb zu Betrieb sehr stark, so dass die Zahl in der Ergebnistabelle wirklich nur den -guten- rechnerischen Durchschnitt beschreibt. Es gab durchweg sehr oft Qualitätsprobleme, so dass mit sehr hohem Sortieraufwand, hohen Kosten, hohen Verlusten geerntet werden musste.

Die Hochzeiten der Selbstpflückwelle scheinen vorbei zu sein. In den Selbstpflückplantagen ist bei wenigen Regentropfen der Besuch sehr gering. Trotzdem muss immer durchgepflückt und gesäubert werden, denn nur gepflegte, konsequent geführte Anlagen sind Besuchermagneten. Es ist auch bei den Erdbeerplantagen der Trend zu größeren Flächen mit einer straff organisierten Vermarktung zu bemerken, die von meist polnischen Saisonkräften abgeerntet werden. Auch der Export entwickelt sich, hat aber mit den gleichen Problemen wie der Import, z.B. aus Italien und Spanien, zu kämpfen: Die Erdbeere schmeckt ausgereift gepflückt und innerhalb weniger Stunden gegessen am besten. Der große Vorteil der lokalen Erzeuger. Die reife Frucht muss extrem schnell vermarktet werden. Lange Transportzeiten schaden dem Geschmack und fördern den Gammelanteil an den unruhigen Beeren. Auch mit Kühltransportern oder einer "Nachreife" unreif gepflückter Beeren während des Transportes und der Lagerung ist dies prinzipiell nicht zu beheben. Rote Früchte ohne Geschmack fördern den Absatz in keinem Land. Nur die gesunden Leckereien werben und bringen neue Kunden.

Die zwei nachfolgenden Bilder zeigen ein Erdbeeren- und ein Maisfeld bei Hameln, auf denen nach einem Hagel an eine Ernte nicht mehr zu denken war.

Erdbeerenfeld bei Hameln am 11. Juli 2002
Zerstörtes Erdbeerenfeld bei Hameln nach einem Hagelschauer am 10.07.2002

Maisfeld bei Selxen (Kreis Hameln) nach dem 10. Juli 2002
Zerstörtes Maisfeld bei Selxen (Kreis Hameln) nach extremen Hagel am 10. Juli 2002


5 Alle Infoschreiben des Jahres 2002 als pdf-Dateien

Die Ernteschätzer des statistischen Landesamtes bekommen nach jeder Umfrage die Ergebnisse in einem Infoschreiben mitgeteilt. Die Infoschreiben enthalten den aktuellen Stand der Schätzungen zu den jeweiligen Erhebungsstichtagen. Die pdf-Dateien werden in einem neuen Browserfensters geöffnet, wenn Sie den Arcobat-Reader installiert haben. Mit dem "X" -Knopf (Schließen) kommen Sie dann wieder auf diese Seite zurück.

  1. Info 1/2002:  Umfrage   zum 15. April unter den Feldfrüchte- und Grünlandberichterstattern über den Wachstumsstand und die Anbauflächen
  2. Info 2/2002:  Umfragen zum 20. Mai und 10. Juni unter den Obstberichterstattern
  3. Info 3/2002:  Umfrage   zum 15. Juni unter den Gemüseberichterstattern
  4. Info 4/2002:  Umfragen zum 30. Juni über die Ernteaussichten für Feldfrüchte/Grünland und zum 10. Juli für die Apfelernte
  5. Info 5/2002:  Umfrage   zum 30. Juni über die Getreidevorräte und die Milchverwendung auf den Meldebetrieben
  6. Info 6/2002:  Umfragen zum 20. Juni über die Ernteaussichten für Gemüse und zum 30. Juli für die Fedlfrüchte
  7. Info 7/2002:  Umfragen zum 31. August über die Ernteaussichten für Feldfrüchte und Obst
  8. Info 8/2002:  Umfragen zum 20. September über die Ernteaussichten für Gemüse und zum 30. September für Feldfrüchte
  9. Info 9/2002:  Umfrage   zum 31. Oktober über die Ernte von Feldfrüchten und Grünland
  10. Info 10/2002: Umfrage  zum 30. November über die Rübenernte, den Stand der Wintersaaten und die Aussatflächen von Winterungen auf den Meldebetrieben
  11. Info 11/2002: Umfragen zum 20. und 30. Oktober über die endgültige Ernte von Gemüse und Obst
  12. Info 12/2002: Umfrage  zum 31. Dezember über die Getreidevorräte und die Milchverwendung auf den Meldebetrieben

  13.  

6 Tabellenteil

Wenn Sie die Links in der Vorspalte öffnen, werden Ihnen die z.T. als pdf-Dateien abgespeicherten Ergebnistabellen in sich separat öffnenden Browserfenstern angezeigt.







Hannover, am 28. März 2003, Georg Keckl

Niedersächsisches Landesamt für Statistik (NLS),
Dezernat 34, Georg Keckl, Tel.: 0511 9898 3441, Fax 4344
Weitere Ergebnisse aus der Erntestatistik finden Sie unter:
http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/Landwirtschaft.html
E_mail: georg.keckl@nls.niedersachsen.de
Georg Keckl