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Gleichen sich die Lebensverhältnisse zwischen Ost und West an? Statistiker bilanzieren nach 10 Jahren

Datum: 29. September 2000

Nummer 79/00

Hannover. Das Niedersächsische Landesamt für Statistik hat anhand einiger Kennziffern versucht herauszufinden, wie weit sich in den letzten zehn Jahren die Lebensverhältnisse der Menschen in Ost und West einander angeglichen haben. Die hannoverschen Statistiker untersuchten die benachbarten Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, die eine gemeinsame Grenze von 343 km haben. Fazit war: Trotz mancher Angleichung gibt es immer noch erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West - manche sind im Zeitablauf sogar noch größer geworden.

Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote lag im Jahresdurchschnitt 1991 in Niedersachsen bei 8,1 %, in Sachsen-Anhalt bei 10,3 %. Aufgrund einer unbefriedigenden Konjunktur stieg sie in beiden Ländern bis 1997 an: Niedersachsen 12,9 %, Sachsen-Anhalt 21,7 %. Seitdem ging sie in Niedersachsen im Jahresdurchschnitt 1999 auf 11,5 % zurück, während sie in Sachsen-Anhalt bei 21,7 % blieb. Ergebnis: Der Abstand zwischen den beiden Ländern hat sich von 2,2 Prozentpunkten 1991 auf 10,2 Prozentpunkte deutlich erhöht. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Erwerbstätigen in Sachsen-Anhalt um 18,4 %, während sie in Niedersachsen mit - 0,2 % praktisch konstant blieb.

Wirtschaft: Das Bruttoinlandsprodukt betrug 1991 in Niedersachsen 305,3 Mrd. DM. In Sachsen-Anhalt waren es nur 52,7 Mrd. DM. Bis 1999 wuchs die Wirtschaft in Niedersachsen um 7,3 % auf 327,7 Mrd. DM, in Sachsen-Anhalt sogar um 46,9 % auf 77,4 Mrd. DM. Sachsen-Anhalts Wirtschaft hat also stark aufgeholt - dennoch bleibt die Wirtschaftskraft immer noch weit hinter der Niedersachsens zurück.

Einkommen: Im Oktober 1991 betrug der monatliche Durchschnittsverdienst von Angestellten in Niedersachsen 4 463 DM brutto, in Sachsen-Anhalt waren es 2 267 DM. Das war nur gut die Hälfte (50,8 %) des niedersächsischen Durchschnittverdienstes. Bis Oktober 1999 stiegen die Angestelltenverdienste in Niedersachsen auf 5 460 DM, in Sachsen-Anhalt auf 4 345 DM brutto. Das sind jetzt knapp 80 % (79,6 %) des niedersächsischen Wertes. Im Verdienstniveau vollzieht sich also ein deutlicher Angleichungsprozess.

Bevölkerung: Während Niedersachsens Bevölkerung von Anfang 1991 bis Ende 1999 um fast 512 000 Einwohner auf rd. 7 898 800 anstieg, verlor Sachsen-Anhalt im gleichen Zeitraum 225 300 Einwohner. Ende 1999 wohnten dort nur noch rd. 2 649 000 Menschen. Die Geburtenhäufigkeit bleibt in Sachsen-Anhalt auf niedrigem Niveau: 1999 wurden 68 Lebendgeborene je 10 000 Einwohner gezählt. Dieser niedrige Wert wurde schon 1991 beobachtet. In Niedersachsen gibt es viel höhere Werte: 1991 kamen hier 112 Lebendgeborene auf 10 000 Einwohner, 1999 waren es noch 102. Die Eheschließungshäufigkeit gleicht sich allmählich an: 1991 lagen Sachsen-Anhalt mit 29 Eheschließungen auf 10 000 Einwohner und Niedersachsen mit einem entsprechenden Wert von 65 noch weit auseinander. 1999 waren die beiden Länder bereits viel enger beieinander: Niedersachsen 60, Sachsen-Anhalt 40.

Stark zugenommen hat die Verflechtung der beiden Länder. Die künstlich trennende Grenze ist fort und jetzt herrscht reger Transfer in beide Richtungen. Täglich pendeln Menschen von Ost nach West, aber auch von West nach Ost über die Landesgrenze zur Arbeit im Nachbarland. Täglich rollen auch Umzugswagen in beide Richtungen.

1999 fanden 34 786 Einwohner Sachsen-Anhalts ihren Arbeitsplatz in Niedersachsen. Das waren 2 649 Einpendler bzw. 8,2 % mehr als 1998 (32 137). Umgekehrt fuhren 4 978 Niedersachsen 1999 nach Sachsen-Anhalt zur Arbeit. Das waren 1,6 % mehr als im Vorjahr: 1998 waren es 4 901 Personen, die von West nach Ost pendelten, davon allein 1 082 in die Landeshauptstadt Magdeburg.

In den neun Jahren von 1991 bis 1999 zogen insgesamt 91 144 Menschen von Sachsen-Anhalt nach Niedersachsen. Das Hauptmotiv für diese Ost-West-Wanderung dürften die besseren Erwerbschancen in Niedersachsen gewesen sein. Aber auch in umgekehrter Richtung gab es erhebliche Bewegung: Insgesamt verlegten im selben Zeitraum 62 588 Personen ihren Wohnsitz von Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt. Per saldo sind es fast 30 000 Personen (28 556), die Niedersachsen von Sachsen-Anhalt gewonnen hat. Allein im letzten Jahr zogen 9 675 Sachsen-Anhaltiner nach Niedersachsen und 7 948 Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt.


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