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Das Gewicht des Landes ist gestiegen - NLS und NIW erstellen Ländervergleich

Datum: 13. Oktober 2000

Nummer 84/00

Hannover. Wie Karl-Ludwig Strelen, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik (NLS), am Freitag der Presse anlässlich der Vorstellung des "Niedersachsen-Monitors" erklärte, ist das Gewicht des Landes in den letzten fünf Jahren gestiegen. Im Vergleich der letzten fünf Jahre stieg die Bevölkerungszahl Niedersachsens um 2,4 % auf knapp 7,9 Mio. Einwohner Ende 1999. Dieser Zuwachs liegt weit über dem Bundesdurchschnitt von nur 0,8 % im gleichen Zeitraum. Ähnlich positive Entwicklungen, die Niedersachsen deutlich gegenüber den anderen Ländern herausheben, erkennt der Niedersachsen-Monitor auch im Sozialwesen und den öffentlichen Finanzen. Gut entwickelte sich der Arbeitsmarkt, wenn auch die wirtschaftliche Entwicklung zum Teil weniger günstig verlief.

Mit dem "Niedersachsen-Monitor" legt das NLS seit 1998 regelmäßig einen Vergleich der 16 Bundesländer vor. Es wird die Entwicklung von Bevölkerung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Finanzen dargestellt und analysiert. Informative Grafiken und ein Anhang von 43 Tabellen geben der Öffentlichkeit einen knappen und objektiven Überblick über positive und negative Entwicklungen. Das NLS zeichnet damit über viele Lebensbereiche ein Gesamtbild der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen.

Gegenüber dem Vorjahr wurde das Tabellenwerk erheblich erweitert. Vor allem wurde die Darstellung des NLS ergänzt durch einen in die Tiefe gehenden Beitrag des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW). Im Beitrag des NIW "Außenwirtschaftliche Verflechtung der niedersächsischen Wirtschaft" wird die Stellung des Landes in der globalisierten Weltwirtschaft unter die Lupe genommen.

Die Kooperation von NIW und NLS bei der Erstellung der Studie kam auf Vorschlag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr (MW) zu Stande. Aus Sicht des MW sollten zwei unabhängige und wissenschaftlich renommierte Institutionen gemeinsam eine objektive Bilanz über Entwicklungsstärken und -schwächen des Landes erstellen. Außerdem sollte ein ausgesuchtes Schwerpunktthema die Veröffentlichung qualitativ verbessern. Da einige Datenbereiche bislang nicht dargestellt waren, wurden auf Wunsch des MW einige Tabellen im "Niedersachsen-Monitor" neu aufgenommen, z.B. über die Bedeutung der mittelständischen Unternehmen oder das Wirtschaftswachstum nach Sektoren. Hintergrund für die Initiative des MW war das Ziel, Synergieeffekte zu nutzen und Doppelarbeiten abzubauen, denn mit Erscheinen dieses erweiterten "Niedersachsen-Monitors" kann das MW auf seine eigene Veröffentlichung "Wirtschaft Niedersachsen 1980 bis 1998 - Benchmarking" verzichten.

Der Niedersachsen-Monitor soll künftig regelmäßig durch einen wissenschaftlichen Beitrag mit wechselnden aktuellen Schwerpunkten ergänzt werden. Jetzt schon kann gesagt werden, dass die Kooperation und Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft, amtlicher Statistik und Ministerium, wie sie in der Konzeption und der Erstellung des diesjährigen Monitors zum Ausdruck kam, Beispiel gebend ist.

Strelen erinnerte zum Abschluss an Goethes Wort:

"Man hat behauptet, die Welt werde durch Zahlen regiert; das aber weiß ich, daß die Zahlen uns belehren, ob sie gut oder schlecht regiert werde."

 

Ausgewählte Ergebnisse des Niedersachsen-Monitors

Weit überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung

Von 1994 bis 1999 stieg die Einwohnerzahl Niedersachsens um + 2,4 %. Bundesweit waren es nur +0,8 %. Niedersachsen ist für Zuwanderer aus dem In- und Ausland hoch attraktiv. 1999 gewann das Land durch Wanderungsgewinne 4,5 Personen je 1000 Einwohner. Bundesweit waren es nur 2,5. In Niedersachsen wurden 1999

Überdurchschnittliche Entwicklung der Erwerbstätigkeit

Von 1994 bis 1999 stieg die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Niedersachsen um +1,6 %; bundesweit waren es nur + 0,9 %. Die Arbeitslosenquote ist zwar noch überdurchschnittlich hoch (Mitte 2000 bei 9,5 % gegenüber 10,1 % bundesweit), wurde aber im Laufe der letzten fünf Jahre überdurchschnittlich abgebaut. In Niedersachsen sank die Zahl der Arbeitslosen in fünf Jahren um - 3,7 %, bundesweit stieg sie um + 7,7 %. Die Selbstständigenquote lag 1999 in Niedersachsen mit 9,7 % immer noch unter dem Bundesdurchschnitt von 9,9 %. Während bundesweit die Zahl der Selbstständigen aber stagnierte, nahm sie in Niedersachsen von 1998 auf 1999 um 5000 zu.

Unterdurchschnittliche Wirtschaftsentwicklung

Von 1994 bis 1999 wuchs Niedersachsens Wirtschaft real um + 5,3 %, bundesweit waren es + 7,8 %. Dies liegt daran, dass das Land besondere Stärken in produzierenden Wirtschaftssektoren hat - herauszuheben sind hier z.B. die hochproduktive Landwirtschaft und die Automobilproduktion. In den derzeitigen Wachstumsbranchen des Dienstleistungssektors, vor allem im Bereich der "New Economy" ist das Land nur unterdurchschnittlich vertreten.

Dies äußert sich darin, dass Staat und Bürger hier weniger verdienen. Der Durchschnittsverdienst vollbeschäftigter Angestellter lag im Juli 1999 in Niedersachsen bei 5453 DM brutto und damit um 7,7 % unter dem Durchschnitt der alten Länder. Land und Kommunen konnten 1999 pro Einwohner nur 7005 DM einnehmen - bundesweit waren es 7893 DM. Gemessen an der Zahl der Einwohner sind die Ausgaben der öffentlichen Hand in Niedersachsen bundesweit die niedrigsten. Da Niedersachsen kein reiches Land ist, kann es sich auch keine hohen Schulden leisten. Von 1994 bis 1999 stieg die Verschuldung von Land und Kommunen nur + 15,7 % - bundesweit waren es + 28,6 %.

Die niedersächsische Wirtschaft bereitet sich intensiv auf die Märkte der Zukunft vor: Die Investitionen der Industrie stiegen in Niedersachsen mittelfristig um +10,5%. In ganz Deutschland waren es nur + 3,2 %.

Bei Innovation und Humankapital holt das Land auf - Nachteile bleiben aber bestehen.

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen stieg von 1996 bis 1999 bundesweit um 0,1 %, in Niedersachsen aber um 11,3 %. Trotzdem wurden 1999 in Niedersachsen nur 6,8 Neuerrichtungen von Firmen je 1000 Einwohner gemeldet - bundesweit waren es 7,6. Die Investitionen ausländischer Unternehmen gehen aber weiter überwiegend nach Süd- und Westdeutschland.

Je 1000 Einwohner wurden 1999 in Niedersachsen 43 Patentanmeldungen gezählt. Bundesweit waren es 62, weil vor allem Bayern und Baden-Würtemberg als Sitz forschungsintensiver Unternehmen weit höhere Werte erzielen. Auch hier holt Niedersachsen aber kräftig auf, denn mittelfristig wuchs die Zahl der Anmeldungen in Niedersachsen um + 61,2 %. Bundesweit waren es + 38,9 %.

Die Zahl der hochqualifizierten Arbeitnehmer mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss ist in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Nur 5,9 % der Beschäftigten zählten 1999 dazu, bundesweit waren es 8,3 %. In Niedersachsen konnte im letzten Jahr aber immerhin hier ein Zuwachs von + 5,9 % erzielt werden. Bundesweit waren es + 4,1 %.


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