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Historische Dimension aktueller Standortfragen

Datum: 25. Februar 2004

Nummer 14/04

Hannover. Der immer wieder vor allem von Historikern betonten Bedeutung des römischen Grenzwalles Limes für den deutschen Südwest-Nordost-Unterschied ist im Niedersächsischen Landesamt für Statistik anhand aktueller regionalstatistischer Daten nachgegangen worden.

Neben dem Limes (80 bis 260 n. Chr.) wurde von den Statistikern zwecks weiterer Differenzierung auch die Elbe-Saale-Linie miteinbezogen, die um 800 n.Chr. die Grenze des ursprünglichen deutschen Siedlungsraumes nach Osten markierte. Untersucht wurden dementsprechend drei Gebiete Deutschlands: der Südwesten, die Mitte sowie die Gebiete jenseits der Elbe-Saale-Linie.

Die Untersuchung ging von folgender Annahme aus: Die Regionen, die früh in das internationale Weltsystem einbezogen wurden, haben einen Entwicklungsvorsprung gegenüber den anderen, die später dazu kamen. Am größten müsste dieser Vorsprung im Südwesten Deutschlands sein, weil dieser schon um ca. 200 n.Chr. zum Imperium Romanum gehörte. Diese Region war damit Teil der damals bekannten Welt und ihre Bevölkerung somit in der Lage, frühzeitig zahlreiche Kulturtechniken zu übernehmen. Auf den Südwesten müssten diejenigen Regionen in der Mitte Deutschlands folgen, die um das Jahr 800 n.Chr. dem "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation" angehörten, z.B. das heutige Niedersachsen. Der Teil Deutschlands, der östlich von Elbe und Saale liegt, wurde erst später einbezogen und hätte, so die Annahme, gegenüber den anderen beiden Gebieten einen historischen Entwicklungsrückstand.

Überprüft wurde diese Annahme mittels aktueller Demographie-, Wirtschafts-, Erwerbs- und Arbeitsmarktdaten auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte. Dabei wiesen sämtliche Indikatoren tatsächlich dieses stufenförmige Gefälle auf.

Damit ist noch kein endgültiger Beweis erbracht, dass sich derart "lange Linien" historischer Entwicklung über weit mehr als 1 000 Jahre auch in heutigen Strukturen nachweisen lassen. Es gibt aber die begründete und jetzt wahrscheinlicher gewordene Vermutung, dass die Prosperität eines Gebietes unter anderem von zwei Faktoren abhängt: Dem Zeitpunkt der Integration in das Weltsystem einerseits und der Nähe zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Europas andererseits. Dieses Zentrum kann, und zwar schon seit der Spätantike, durch das Dreieck London - Paris - Mailand beschrieben werden. Zu diesem gehören unter anderem die Städte entlang der "Rheinschiene".

Die Einzelheiten sind im jüngst erschienen Statistischen Monatheft 2/2004 nachzulesen. Zu beziehen ist dieses beim:

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