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Obst aus Niedersachsen

Datum: 11. Oktober 2004

Nummer 84/04

Hannover. Von den heimischen Obstarten liefern aus eigenem Anbau nur die Äpfel, Erdbeeren und schwarzen Johannisbeeren mehr als 50% der hier verbrauchten Mengen. 903 Marktobstbetriebe erzeugen die Verkaufsmengen, davon 746 im und um das Alte Land an der Niederelbe. Seit 1972 ist die Anzahl der Marktobstbetriebe um ca. 75% geschrumpft, die Baumobstflächen nahmen um 45% ab. Eine bemerkenswerte Ausnahme sind die Erdbeeren und schwarzen Johannisbeeren. Die Erdbeerenfläche wurde von knapp 400 ha in 1972 auf 1719 ha in 2003 ausgedehnt. Von dieser Fläche kann etwa 60% der Verbrauchsmenge im Land geerntet werden. Bei schwarzen Johannisbeeren wurde im Kreis Nienburg eine Marktlücke erkannt und der Anbau neu aufgezogen. Auf ca. 270 ha wird im spezialisierten Anbau der Rohstoff für die immer beliebteren Säfte erzeugt.

Auf der Verliererseite steht ganz vorne die Sauerkirsche. Der Rohstoff für die Verarbeitungsindustrie kann hier nicht mehr kostendeckend angebaut und vor allem geerntet werden, wurde deshalb von Importware verdrängt. 1982 standen in Niedersachsen noch auf 1074 ha Sauerkirschen, 2002 waren es nur noch 69 ha. Von den Baumobstarten hat sich die wichtigste Art, der Apfel, noch am besten am Markt behauptet. Zwar gingen seit 1972 auch 35% der Flächen verloren, die jedoch durch Ertragssteigerungen auf den verbliebenen Flächen in etwa wettgemacht wurden. 87% der Baumobstflächen im Land sind Apfelplantagen. Von diesen 6612 Hektar Apfelanlagen könnte etwa 75% der Nachfrage im Land bedient werden.

Die Erträge von Obst können von Jahr zu Jahr und auch innerhalb eines Gebietes im Vergleich zu Feldfrüchten extrem stark schwanken. Veränderungsraten zum Vorjahr haben hier oft ungewohnte Dimensionen. Aussagefähiger ist der Maßstab, den auch die Obstbauern im Gedächtnis haben, der Vergleich zu den unterschiedlich verteilten Jahren mit guten Ernten. Pflaumen und Birnen lieferten hohe Erträge. Bei Süßkirschen wäre das auch der Fall gewesen, wenn nicht der Dauerregen im Juli so viele Früchte aufplatzen ließ, dass bei 31% der Bäume eine Ernte nicht mehr lohnte. Eine Missernte gab es bei den schwarzen Johannisbeeren. Bei Äpfeln wird eine leicht unterdurchschnittliche Ernte erwartet, wobei die beliebten Sorten Elstar und Boskoop noch am besten abschneiden. Durch mehr oder weniger Hagel im gesamten Anbaugebiet steigt der Sortieraufwand, um die lohnenden Güteklassen zu vermarkten.

Ein moderner Marktobstbetrieb verlangt neben dem gärtnerischen Wissen sehr hohe unternehmerische Kenntnisse. Es muß mit Fremdarbeitskräften, Saisonarbeitern, Spezialmaschinen, teuren Anlagen, wechselnden Verbraucherwünschen und Gesetzeslagen, sehr unsteten Einnahmen kalkuliert werden. Ohne Spezialläger mit steuerbarem Klima ist z.B. ein spezialisierter Apfelerzeuger nicht mehr vorstellbar. Die nicht lagerfähigen Obstarten mit kurzen Saisonen liefern ein Zusatzeinkommen. Auf der Vermarktungsseite wird immer mehr Obst über große Handelsketten abgesetzt, die nur in großen Partien einkaufen möchten. Dies bedingt auch Anpassungsprozesse in Richtung größerer Betriebe und eine Konzentration des Anbaues. In vielen Gebieten kennt man Obstbäume nur noch aus Haus- und Schrebergärten. Die hohen Investitionen der Erzeuger und Vermarkter lohnen nur ab einer bestimmten Anbaufläche. Trotz der Verluste an Anbauflächen ist es doch eine große Leistung der heimischen Erzeuger, Beratungsringe und Händler, dass die Kette vom Erzeuger bis zum Verbraucher auch unter den dramatisch sich verändernden Vermarktungsbedingungen nicht abgerissen ist und die Produkte immer noch überall dort angeboten werden, wo die Verbraucher nun mal einkaufen. Was man als positive Wirkung "Industrieller Kerne" gerade in Ostdeutschland diskutiert, kann in der Landwirtschaft schon länger beobachtet werden: Die Spezialisierung ganzer Regionen auf bestimmte Produkte und Betriebsformen mit einer Konzentration des Wissens auf den Erzeugungs- und Handelsstufen macht die Betriebe und Produkte wettbewerbsfähiger. Der romantische Obstbauernhof in einsamer Lage ist heute mehr ein Hilfsmittel in der Werbung als Realität.

Mehr Informationen stehen im Internet (Suchbegriff: "Erntestatistik online") bereit. Die Dateien: http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/ernte03/texte/Info1004.pdf und Info0704.pdf enthalten die Ernteprognosen und Vergleiche mit den Vorjahreswerten.

Auskünfte erteilen Herr Keckl, Tel. 0511 9898 3441 und Herr Garbe, Tel. 3427.

E-mail: georg.keckl@nls.niedersachsen.de



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