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Altenpflege als regionaler Wirtschaftsfaktor

Datum: 17. Oktober 2006

Nummer 80/06

Hannover. Die demographische Entwicklung und der Alterungsprozess der Bevölkerung bringen nicht nur Probleme und Risiken, sondern auch Chancen und Entwicklungspotenziale mit sich. Wie das Niedersächsische Landesamt für Statistik mitteilt, galten Ende 2003 bundesweit 2,08 Mio. Personen als pflegebedürftig. 85,5 % dieser pflegebedürftigen Menschen waren älter als 60 Jahre. Die "Pflegequote", der Anteil der pflegebedürftigen Personen in Prozent der jeweiligen Bevölkerungsgruppe, lag 2003 deutschlandweit nur bei 2,5 %, differierte aber sehr stark nach dem Alter. Einer Pflegequote von 0,5 % bei den bis zu 60-Jährigen standen folgende Quoten bei den Hochbetagten gegenüber:

80 bis 85-Jährige:    20,6 %
85 bis 90-Jährige: 39,9 %
90 bis 95-Jährige: 60,4 %
über 95-Jährige: 56,1 %

Da genau diese Bevölkerungsgruppen der Hochbetagten in den nächsten Jahren quantitativ stark zunehmen werden, wird entsprechend für deren Betreuung und Pflege mehr Arbeit aufgewendet werden müssen. Diese Arbeit werden die sozialen Netzwerke, vor allem die Familien, leisten müssen, aber auch professionelle ambulante Pflegedienste und Pflegeheime. Die Altenpflege ist damit schon heute nicht nur ein Kostenfaktor der Sozialbilanz, sondern ein ernstzunehmender und zwangsläufig expandierender Wirtschaftszweig. Ende 2003 arbeiteten in dieser Branche 711 754 tätige Personen, und zwar 200 897 von diesen in den ambulanten Pflegediensten und 510 857 in Pflegeheimen. Auf Niedersachsen entfielen 78 031 tätige Personen, eine Zunahme von 15 % gegenüber 1999 und ein Anteil von 11 % an Deutschland. Damit ergeben sich für die Regionen Deutschlands und Niedersachsens Chancen: Die Pflegebranche bearbeitet einen wachsenden Markt und die Arbeitsplätze - die übrigens zu 87 % von Frauen besetzt werden - sind nicht exportierbar und damit relativ sicher.

Bezieht man die Zahl der Arbeitsplätze im ambulanten Pflegebereich plus stationärer Pflege auf die Zahl der Einwohner, so ergibt sich ein Bundesdurchschnitt von 8,6 Pflegebeschäftigten je 1 000 Einwohner. Absolut gesehen entfallen zum Beispiel auf Berlin 29 791 Beschäftigte, der bundesweit höchste Wert, bezogen auf die Einwohnerzahl ergibt sich für Berlin aber ein absolut durchschnittlicher Wert von 8,8 Beschäftigten je 1 000 Einwohner.

In der obersten Kategorie befinden sich 57 Landkreise und kreisfreie Städte mit einem Arbeitsplatzbesatz in der Pflege von 11 je 1 000 Einwohner und mehr. 14 davon, also ein Viertel, liegen in Niedersachsen. Schon allein daran kann man sehen, dass Niedersachsens Regionen hier gut aufgestellt sind. Den relativ höchsten Besatz an Pflegearbeitsplätzen weisen bundesweit die kreisfreien Städte Passau (21,1) in Bayern und Baden-Baden (17,3) in Baden-Württemberg auf. Schon auf dem dritten Platz folgt aber der niedersächsische Landkreis Osterode am Harz (15,5), der damit unter den Landkreisen bundesweit der Spitzenreiter ist. Betrachtet man nur die Landkreise und lässt die kreisfreien Städte außerhalb der Betrachtung, ergibt sich bundesweit das folgende Ranking:

  1. Osterode am Harz

  2. Lindau (Bodensee) (Bayern)

  3. Goslar

  4. Schaumburg

  5. Hameln-Pyrmont

  6. Segeberg (Schleswig-Holstein)

  7. Herzogtum Lauenburg (Schleswig-Holstein)

  8. Hildesheim

Fünf von acht Spitzenreitern unter den Landkreisen stammen also aus Niedersachsen, dazu kommen das landschaftliche hochattraktive Lindau am Bodensee und zwei direkt an Hamburg angrenzende Landkreise. In Niedersachsen sind es gerade relativ periphere Regionen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und problematischen Arbeitsmärkten, die einen hohen Besatz an Pflegearbeitsplätzen aufweisen: Das gilt für die Harzregion (Osterode, Goslar) und für andere Landkreise im südniedersächsischen Berg- und Hügelland (Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Göttingen) genauso wie für Celle, Uelzen und Lüchow-Dannenberg in Nordostniedersachsen und für Cuxhaven und Friesland im Norden. Wenn den pflegebedürftigen Menschen eine auf ihre Bedürfnisse angepasste Infrastruktur angeboten wird und außerdem die landschaftlichen und kulturellen Schönheiten und Besonderheiten der Regionen zum Tragen kommen, dann kann die Altenpflege gerade auch in eher ländlichen Regionen zum bedeutenden Wirtschaftsfaktor werden.

Etwas vereinfachend wird im Text von Altenpflege gesprochen, obwohl 15,5 % der Pflegebedürftigen jünger als 60 Jahre und zum Beispiel wegen schwerer Behinderungen und nicht aus Altersgründen pflegebedürftig sind.

Bei der Zahl der Beschäftigen in Pflegediensten sind Doppelzählungen nicht ausgeschlossen, wenn Beschäftigte in mehreren Arbeitsverhältnissen standen.

Den vollständigen Beitrag mit einer Regionalkarte zu dem Thema "Altenpflege als regionaler Wirtschaftsfaktor" finden Sie im Statistischen Monatsheft Niedersachsen 9/2006 im Internet unter: http://www.nls.niedersachsen.de/html/monatshefte_niedersachsen.html.

Herr Prof. Eichhorn, Tel. (0511) 98 98 - 16 16.



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