NLS, Erntestatistik, E-Mail: georg.keckl@NLS.niedersachsen.de; Tel: 0511 9898 3441
Kurzgliederung mit Links in den Text

1. Unterdurchschnittliche Ernte durch Wetterkapriolen
2. 19% weniger Getreide und 11% weniger Kartoffeln
3. Ursachenmix der Mindererträge
4. Abschneiden einzelner Getreidearten und Raps
5. vorl. Bundesergebnis, Ländervergleiche 2002

Wichtigste Ergebnistabellen:

Tab. 1: Ergebnisse nach Landschaften, Stand 25.10.02
Tab. 2: Ergebnisse für das Land und die Kammergebiete, Stand 25.10.02
(Endgültiges Ergebnis der Getreideernte, zweites vorläufiges Ergebnis der Kartoffelernte, Mais- und Rübenschätzungen 2002 im Vergleich zum Vorjahr)
Tab. 3: Kreisergebnisse für Weizen, Triticale, Roggen, Gerste
Tab. 4: Kreisergebnisse für Hafer, Getreide zus., Winterraps, Industriekartoffeln und Speisekartoffeln, Stand 25.10.02
Tab. 5: vorl. Kreisergebnisse für Mais und Zuckerrüben, Stand 25.10.02
Tab. 6: Ertragsrückgänge von Getreide zus. gegenüber der Ernte 2001 nach Kreisen
Tab: 7 und 8: vorläufige Bundesergebnisse, Ländervergleiche 2002

Ergebnisse der Getreide- und Kartoffelernte 2002 in Niedersachsen, Stand 22.10.02

Datengrundlage für diese Ernteergebnisse sind:

  1. die inzwischen vollständig vorliegenden Probeschnitt-, Volldrusch- und Proberodungsergebnisse der "Besonderen Ernteermittlung" (vgl. Artikel über Methoden der Erntestatistik).
  2. die Ertragsmeldungen der als Ernteschätzer ehrenamtlich tätigen Landwirte im Rahmen der Ernte- und Betriebsberichterstattung für das Niedersächsichen Landesamt für Statistik Die Meldekartekarten für diese Ernteberichterstattung sind als Download in dem Artikel Download der niedersächsischen Erntestatistik - Fragebögen zu finden.
  3. die Flächenmeldungen einer Stichprobe von landw. Betrieben aus der Bodennutzungshaupterhebung 2002 (Anbauflächen-Ergebnis 2002 und 2001).

1. Unterdurchschnittliche Ernte durch Wetterkapriolen

Weizen bei Ronnenberg (Krs. Hannover) am 11.07.02.

Bei Ronnenberg (Krs. Hannover) am 11.07.02.

Das Erntejahr 2002 versetzt der niedersächischen Landwirtschaft einen herben Rückschlag in ihrer Entwicklung. Mit dem frühen Gemüse und frühen Obst (vgl. Meldung über Äpfel / frühe Obstarten) beginnend, ist bisher nur von erheblichen Ertragsausfällen zu berichten. Dies hat Auswirkungen auf die Einnahmen und damit die Investitionskraft der landwirtschaftlichen Betriebe. Rekordniederschläge mit dem Mehrfachen der sonst üblichen Niederschlagsmengen im September 2001, Februar und Juli 2002 (vgl. Wettergrafiken) wirkten sich sehr negativ auf die bisherigen Erträge aus.

Am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist den Landwirten im Kammergebiet Hannover sicherlich der Sturm, Regen, Hagel am 10. Juli und die extremen Niederschläge am 17. und 18. Juli. Während es im Westen zu der Zeit zu keinen Unwetterverlusten kam, sind die Verluste nördlich von Solling und Harz bis zur Elbe erheblich, besonders extrem natürlich in den überschwemmten Tallagen.

"Normale" Regentiefs ziehen mit Atlantikfeuchtigkeit beladen von Westen nach Osten und regneten sich dabei immer mehr ab. Dabei verläuft ihre Zugbahn gewöhnlich nördlich der Alpen. Der Westen bekam deshalb im zu nassen Herbst 2001, wie gewohnt, noch wesentlich mehr Regen als der Osten Niedersachsens ab. Die heftigen Regenfälle im Juli 2002 stammen von Tiefs, die von Westen her ungewöhnlich weit in den Süden drifteten, vorbei an den Alpen in das Mittelmeer. Siehe: Rheinische Post am 18.07.2002. Der Meteorloge W. J. van Bebber hat sich im vorletzten Jahrhundert der Mühe unterzogen, die Zugbahnen der atlantischen Tiefdruckgebiete über Europa zu klassifizieren. Er hat diese Zugbahn als V-b Zugbahn bezeichnet, siehe: Uni Karlsruhe, Wetterlexikon: "FÜNF-B-TIEF".

Am 17./18. Juli regnete sich ein solches Tief über dem Kammergebiet Hannover aus. Über dem Golf von Genua und der Adria hatte sich die Luft erwärmt und dabei riesige Mengen Mittelmeerwasser aufgesogen (Tiefruckgebiete füllen sich auf, saugen Bodenluft an). Dem Drall der Tiefs folgend, prallt eine solche mit Feuchtigkeit schwer beladene Luft dann irgendwann gegen die Alpen oder umgeht sie über Niederösterreich nach Norden. Hier kühlt sie sich auf dem Weg irgendwo ab und verliert dabei ihre ungeheuere Wasserfracht. Ungewohnterweise aus dem Südosten einziehende Starkniederschläge, die irgendwann zwischen Ungarn und der Weser zum Stehen kommen, können bei solchen Tiefdruckarten die Folge sein. Das weiter westliche Kammergebiet Weser-Ems blieb deswegen von den Juliüberschwemmungen durch die Fünf-B-Tiefs aus dem Südosten verschont.
Typischer Lagerschaden zwischen Hameln und Helmstedt nach dem Sturm am 10. Juli

Typischer Lagerschaden zwischen Hameln und Helmstedt nach dem Sturm am 10. Juli.
Schickelsheim (Krs. Helmstedt) am 21.07.02.


2. 19% weniger Getreide und 11% weniger Kartoffeln
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Kartoffelernte am 12.09.02 bei Hannover

Kartoffelernte am 12.09.02 bei Hannover

Ständige Niederschläge verzögerten nach den Unwettern am 18. Juli landesweit die Ernte und erhöhten die Ertrags- und Qualitätsverluste. Erst die sonnige, warme und relativ trockene zweite Augusthälfte ließ genügend Zeit, die extrem schwierigen Erntearbeiten im Getreide abzuschließen. Mit der regenlosen letzten Augustwoche hatten die Spätdruschgebiete an der Küste Glück, allerdings waren auch hier die Erträge sehr enttäuschend. In der Marsch hat speziell die Nässe vom Herbst 2001 bis April 2002 teilweise mehr geschädigt, als noch Ende Juli bei den im Westen meist noch stehenden Beständen anzunehmen war. Die Schätzungen zum 31. August wurden hier im Vergleich zum 31. Juli stark reduziert. Die späten Ergebnisse senkten gegenüber dem ersten vorläufigen Ergebnis noch geringfügig den Weizen- und Roggenertrag, während die Sommergetreidearten etwas zulegen konnten. Im Landesdurchschnitt hat sich aber zum (überholten) ersten vorläufigen Ergebnis, das mit dem Vorläuferartikel am 27.08.2002 ins Internet gestellt wurde, wenig verändert. Die Hektarerträge für die Hauptgetreidearten standen schon im 2. vorläufigen Ergebnis am 19.09.02 fest. In der Tab. 2 ist nun das endgültige Ergebnis der Getreide- und Rapsernte und das zweite vorläufige Ergebnis der Kartoffelernte aufgeführt. Für Mais, Rüben und Hülsenfrüchte gibtes bisher auch nur Vorschätzungen. Das endgültige Ergebnis der Kartoffel-, Grünland- und Hülsenfruchternte folgt in um den 20.11.02, das endgültige Ergebnis der Rübenernte um den 20.12.02. Nach den Wetterkapriolen vom September 2001 bis August 2002 erfüllte das Wetter im Spätsommer und bis Mitte Oktober 2002 die Anforderungen an eine materialschonende Hackfruchternte und eine befriedigende Herbstbestellung. Ab der 42. Woche behinderten Niederschläge die Rübenernte und eine befriedigende Weizenbestellung. Die Maisernte war zu dem Zeitpunkt schon weitgehend abgeschlossen, da diese Frucht durch den relativ warem Sommer dieses Jahr in der Reife ca. 14 Tage Vorsprung hatte. Das feucht- warme Wetter hat der aus dem tropischen Mittel- und Südamerika stammenden Maispflanze gut getan. Als einsame Ausnahme werden vom Mais teilweise sehr gut Erträge berichtet. Die Herbstbestellung erfordert dieses Jahr sehr hohe Zugkräfte, da die Böden durch die starken Niederschläge sehr dicht lagern und sich entsprechend zäh in feines Saatbett für die Körner verwandeln lassen.

Die Kartoffelerträge fielen nicht so schlimm wie im Getreide. Während im Weser-Ems-Gebiet noch Erträge im Mittel der letzten sechs Jahre geerntet wurden, wurden im Kammergebiet Hannover auch die langjährigen Erträge im Mittel um 7% verfehlt. Gegenüber dem sehr guten Vorjahr wurde eine um ca. 10,5% geringeren Erntemenge eingelagert. Der schöne Spätsommer hat die Ernte erleichtert. Die Knollen, die während der "Hochwassersaison" im Juli und Anfang August tiefer in den Dämmen "ertrunken" sind, haben sich zersetzt und behinderten die Erntearbeiten wenig. Auffallend wa der hohe Anteil von Knollen mit grünen Stellen. Durch die Platzregen im Juli wurde Erde von den Dämmen geschwemmt und manche Knollen freigelegt. Wenn die Knollen ans Licht kommen, bekommen sie grüne Stellen, müssen aufwändig aussortiert werden.


Grafik 1: Die Erntemengen an Getreide (ohne Mais) und Kartoffeln für Niedersachsen ab 1950

Die Erntemengen an Getreide (ohne Mais) und Kartoffeln für Niedersachsen ab 1950

Grafik 2: Hetarerträge (dt/ha) für die anbaustärksten Getreidearten in Niedersachsen seit 1950

Hetarerträge (dt/ha) für die anbaustärksten Getreidearten in Niedersachsen seit 1950

Grafik 3: Die Hektarerträge und Erntemengen an Kartoffeln in den Kammergebieten ab 1990

Die Hektarerträge und Erntemengen an Kartoffeln in den Kammergebieten ab 1990

Die üppigen Bestände ließen Ende Juni eine Rekord-Ernteerwartung aufkommen. Hier in Schickelsheim am 28.06.02. Im Hintergrund der Kaiserdom von Königslutter am Elm.

Die üppigen Bestände ließen Ende Juni eine Rekord-Ernteerwartung aufkommen. Hier in Schickelsheim am 28.06.02. Im Hintergrund der Kaiserdom von Königslutter am Elm.

3. Ursachenmix der Mindererträge bei Getreide
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Die Ertragsrückgänge gegenüber dem sehr guten Vorjahr nur den Unwettern im Juli und den Folgen anzulasten, ist bequem, stimmt aber nicht ganz. Zweifellos sind die Unwetterfolgen für einen Großteil der Mengenverluste im Landesdurchschnitt verantwortlich, aber z. B. die Kornbildung der Wintergerste war von den Unwettern nicht mehr betroffen und trotzdem lag der Ertrag überall, auch auf den vor den Unwettern gedroschenen Feldern, sehr weit unter den Erwartungen.

Die Landwirte im Kammergebiet Weser-Ems sind von den Juliunwettern wenig betroffen worden und konnten trotzdem nicht einmal eine Durchschnittsernte einfahren. In den Kreisen Northeim und Göttingen blieb die Mehrzahl der Schläge stehen. Trotzdem haben diese ungeschädigten Felder ebenfalls überraschend niedrige Erträge mit geringen Einzelkorngewichten (vgl. Tab. 1 bis 4).


Die unerwartete Ertragsschwäche im ganzen Land könnte an einen je nach Getreideart, Standort und Bestandesführung verschiedenen Ursachen-Mix gelegen haben:

  1. Die schwierige, manchmal späte Aussaat von Gerste, Roggen und Triticale im regenreichen September 2001 und oft ungenügend abgetrocknete, rodegeschädigte Böden bei der nachfolgenden Weizenaussaat bereiteten den Winterungen einen ungünstigen Start. Statt Wintergerste oder Roggen musste oft, trotz Fruchtfolge- oder Bodenproblemen, Winterweizen angebaut werden. Manchmal war es dann immer noch zu naß und statt Winterweizen musste schließlich Sommergerste aufs vermutlich immer noch zu nasse Feld. Davon war besonders das (normalerweise) niederschlagsreichere Kammergebiet Weser-Ems betroffen und hier besonders die "Tieflagen" mit moorigen Böden oder die Marschen mit den schweren Böden.

  2. Das überwiegend zu feuchte, bedeckte und zu warme Wetter während der Vegetation (vgl. Wettergrafiken) förderte ab der Saat ganzjährig die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. Das fing mit dem Befall der Keimwurzeln an und zog sich bis zu den Ährenkrankheiten hin. Der richtige und zeitgerecht mögliche Fungizideinsatz von der Beize bis zur Ährenbehandlung dürfte dieses Jahr sehr ertragsentscheidend gewesen sein, ebenso eine gesunde Vorfrucht. Hier werden die Ergebnisse der Landessortenversuche wichtige Informatinen liefern.

  3. Die ständige Feuchtigkeit bis Mitte Mai verhinderte die Ausbildungen eines tiefen Wurzelwerkes. Ein ganz entscheidender Punkt. Wenn es während der Bestockung zu nass ist, bleiben die Getreidewurzeln zu flach. Das hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die Winter- und Sommergetreidearten.

  4. Dass die Lagerschäden in den Sturmzentren nichts mit der Düngung zu tun hatten, zeigte sich auf den Parzellen der Sortenversuche. Der Sturm warf auch die dünnen, ungedüngten Parzellen zu Boden.

    Dass die Lagerschäden in den Sturmzentren nichts mit der Düngung zu tun hatten, zeigte sich auf den Parzellen der Sortenversuche. Der Sturm warf später auch die dünnen, ungedüngten Parzellen zu Boden. (Bilder aus Schickelsheim, Feldtag der Kammer Hannover, 28.06.02)


  5. Die Wintergetreidearten hatten in der Schoßphase noch genug Wasser, zumal auf den guten Böden, und wurden dicht. Die üppigen Bestände trieben die Einzelhalme zusätzlich in die Höhe zum Licht. Diese prallen, aber sehr gefährdeten, Bestände täuschten Ende Juni eine Rekord- Ernteerwartung vor. Die feucht-warmen Böden sorgten für einen hohen und schnellen Nährstoffnachschub auch bei geringer Wurzeltiefe. Dass die Lagerschäden in den Sturmzentren nichts mit der Düngung zu tun hatten, zeigte sich auf den Parzellen der Sortenversuche. Der Sturm warf auch die dünnen, ungedüngten Parzellen zu Boden. Die zu flache Durchwurzelung lies bei der kurzen Trockenheit Ende Juni dann in den dichten Wintergetreidebeständen die Kornbildungsphase ungewöhnlich schnell anhalten oder ganz zusammenbrechen. Bei der Wintergerste führte das, zusammen mit späten Pilzinfektionen, zu einer besonders plötzlichen Reife und damit zu kleinen Körnern.

  6. Die Sommergetreidearten kamen oft nass in den Boden und die Nässe während der Bestockung ließ sie ebenfalls zu flach wurzeln. Da die Sommerungen etwas später als die Winterungen schossen, fehlte es ihnen auf den leichten Böden während einer kurzen Trockenheit Mitte Mai (vgl. Wettergrafiken) schon zum Schossen früh am Wasser. Die Anzahl der Halme wurde in der Schoßphase reduziert und die Bestände wurden sehr dünn und eher kurz. Wer seine Braugerste sehr früh beregnete, hat etwas bessere Bestände bekommen. Die laufenden Beregnungen Mitte Mai (um Pfingsten) riefen in der Heide nach der langen "Regenzeit" manchmal Verwunderung hervor. Die Böden waren eigentlich feucht genug, doch die kurzen Wurzeln kamen nicht an das Wasser und die tiefer geschwemmten Nährstoffe.

    Wassermangel war für das Sommergetreide auf den besseren, feuchteren Böden kein Thema. Hier litt besonders die Gerste, viel stärker als auf den Sandböden, unter einer oft zu nassen Saat. Auch die folgende Bestockung war durch zu viel Wasser stärker als auf den Sandböden behindert, was ebenfalls dünne Bestände zur Folge hatte. Dünne Bestände auf den fruchtbaren, feuchten Böden sind sehr unkrautgefährdet. Aber eine zeitgerechte Unkrautbekämpfung scheiterte oft einfach an den Befahrbarkeitsproblemen in den aufgeweichten Feldern. In den Marschen musste dieses Jahr verstärkt Sommergerste angebaut werden, weil eine Winterweizenbestellung im nassen Herbst 2001 nicht immer möglich war. Das waren dann oft auch noch die sowieso schon nassesten Stücke. Die Erträge schwankten sehr stark, konnten aber auf trockeneren Marschen auch mal 70 dt/ha erreichen.

  7. Den späteren Getreidearten wurden von den Unwettern in den Hauptanbaugebieten der Kammer Hannover die Halme noch während der Ertragbildung abgeknickt, was natürlich die Kornbildung störte, das Einzelkorngewicht senkte und damit alle vorherigen Nachteile ab dem Zeitpunkt überlagerte. In den dichten Matten auf den Böden hält sich die Feuchtigkeit und die zu kleinen Körner wachsen in der Ähre teilweise auch noch aus, was weitere Qualitätsverluste zur Folge hat. Aber auch hier sind keine generellen Aussagen möglich. Auf den einen Feld gibt es trotz Lagergetreide keinen sichtbaren Auswuchs und auf einen Teilstück daneben treiben die Keime aus den verdeckten Ähren am Boden und senken die "Fallzahl" des Mehles unter eine für die Backqualität nötige Mindesthöhe. Die bisherigen Anforderungen der Mühlen an die Korngrößen sind kaum mehr zu erfüllen. Den Mühlen machen kleine Körner mehr Arbeit und Kosten, sie senken die Mehlausbeute aus einer Tonne Getreide. Die Kriterien an die Backqualität scheinen hoffentlich dieses Jahr etwas der besonderen Situation angepasst zu werden. Von den Exportmärkten ist solch ein Entgegenkommen nicht zu erwarten, daher dürfte dieses Ventil 2002 ganz ausfallen.

In den dichten Matten auf den Böden hält sich die Feuchtigkeit und die kleinen Körner wachsen in den unteren Ähren teilweise aus.

In den dichten Matten auf den Böden hält sich die Feuchtigkeit und die kleinen Körner wachsen in den unteren Ähren teilweise aus.

Bilder aus einem Feld bei Coppenbrügge, Kreis Hameln am 14.08.2002.

Bilder von M. Rode aus einem Weizenfeld bei Coppenbrügge, Kreis Hameln am 14.08.2002.

4. Abschneiden einzelner Getreidearten und Raps
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Kleinkörnige Wintergerste

Das flache, wassergeschädigte Wurzelwerk der Wintergerste hielt die kurze Trockenheit Ende Juni meist nicht aus und das führte, zusammen mit dauernden Pilzinfektionen, zu einer besonders plötzlichen Reife und damit zu kleinen Körnern und geringen Erträgen.

Rapsertrag blieb teilweise auf den Feldern

Gegenüber der Junimeldung wurde der Winterrapsertrag um 6 dt/ha (-18%) reduziert, was nicht nur an den eingetretenen Kornverlusten, Auswuchs und der mangelnden Kornfülle nach den Stürmen und Dauerregenfällen gelegen haben dürfte. Auch hier wurden selbst aus Gebieten mit wenig Sturmschäden, z.B. dem Eichsfeld, überraschend niedrige Erträge gemeldet (vgl. Tab. 1). Die durchweg sehr kleinen Körner könnten ihre Ursache ebenfalls in einer starken, nicht immer sofort sichtbaren Schädigung der Pflanzen durch PiIzkrankheiten gehabt haben. Im Jahresvergleich ist dieses Jahr trotz der Flächenausdehnung um +24% wegen der geringen Hektarerträge weniger Raps als 2001 geerntet worden (vgl. Tab. 2).

Gute, aber wenig Braugerste

Die sehr dünnen, lichten Sommergerstenbestände auf den Sandböden, z.B. die Braugersten in der Heide, haben dieses Jahr gute Vollgerstenanteile, hervorragende Qualitäten (ein etwaiger Reststickstoff zur Eiweißeinlagerung am Schluss der Kornfüllungsphase war für die Wurzeln nicht mehr erreichbar), doch miserable Erträge.

Roggen und Triticale verloren nach der Reife auf den Feldern täglich an Wert

Roggen und Triticale sind nicht so anfällig für Pilzkrankheiten. Sie haben dieses Jahr von den Hauptgetreidearten, trotz der Überschwemmungen in den Tallagen zwischen Weser und Elbe, die geringsten Ertragsrückgänge (vgl. Tab. 2), aber dafür die größten Auswuchs- und damit Qualitätsprobleme. Roggen und Triticale werden bevorzugt auf leichteren Böden angebaut. Hier konnte auch im extrem nassen Herbst und Frühjahr das Wasser eher versickern und es früher auch mal in den Beständen trocken werden. So wurde den Pilzkrankheiten, die bei hoher Feuchtigkeit und Wärme kaum zu stoppen sind, der Angriff wenigstens manchmal etwas erschwert.

Die Hauptmenge des Roggens und der Triticale konnte wegen nasser Felder und ständig den Einsatz der Mähdrescher störender Regenfälle nach der Reife nicht sofort geerntet werden, kam wegen der feuchtwarmen Witterung in Keimstimmung und verlor die Qualität. Wenn Getreide auswächst, also Keimwurzeln und den Keimling entwickelt, verliert das Korn zuerst an Qualität und dann auch noch Gewicht, wenn es wieder getrocknet und gedroschen wird. Die Elbmarschen und die Heide, der Roggen und die Triticale, sind von Qualitätsverlusten noch stärker als der Weizen in der Börde betroffen.

Winterweizen mit kleinen Körner, geringen Erträgen und Qualitäten

Lager, Nässe, Unkraut, Durchwuchs, typische Probleme 2002

Lager, Nässe, Unkraut, Durchwuchs, typische Probleme 2002; Bild: B. Struckmann, Hess. Oldendorf (Krs. Hameln). Das Feld konnte am 17.08. trocken gedroschen werden.


Durch die hohen Lagerschäden in der Börde, um die Börde herum und in den Elbmarschen mußten die Hoffnungen auf eine gute Ernte ab dem 10. Juli 2002 aufgeben werden. In den Seemarschen insgesamt (von der Ems bis zur Elbe) kommen noch die Strukturprobleme und Nässeschäden durch den zu nassen Herbst 2001 hinzu. Auch in den weniger durch die Herbstnässe 2001 und die Unwetter im Juli 2002 geschädigten Gebieten ist die Weizenernte enttäuschend. Das schwach entwickelte Wurzelwerk, dauernder Angriff von Pilzkrankheiten, Lagerschäden, Auswuchs, Unkrautdurchwuchs, alles wirkte auf sehr geringe Korngrößen hin.

Es gibt beim Auswuchs Unterschiede, je nachdem wie das Getreide liegt, wie feucht der Boden darunter ist und natürlich Unterschiede in den Sorten und bei den Getreidearten. In der Börde ist die Mehrzahl der Felder schon beim Sturm am 10 Juli umgefallen und hier lag z.B. der Weizen exakt wie in eine Richtung gekämmt am Boden. Die Ähren lagen oben auf, konnten sich evtl. sogar wieder etwas aufbiegen. Es gibt solche Bestände, die brauchbare Fallzahlen liefern. Die kleinen Körner haben gute Eiweißwerte. Große Hoffnung auf ausreichende Backqualitäten bestehen aber auch hier insgesamt nicht. Die Leute an den Sieben müssen viel Kleinstkorn absacken. Bestände, die erst durch den Starkregen am 17/18. Juli in den Boden gedrückt worden sind, hier vor allem in den Elbmarschen und in der Heide, liegen kreuz und quer mit Haufenbildung. In den Haufen wachsen die Körner in den verschütteten Ähren aus. Hier werden keine Backqualitäten mehr erzielt.

Weizendrusch am 16.08.02 bei Meensen (Krs. Göttingen) mit Gausturm auf dem Hohen Hagen im Hintergrund

Weizendrusch am 16.08.02 bei Meensen (Krs. Göttingen) mit Gausturm auf dem Hohen Hagen im Hintergrund


Sösetal im Kreis Osterrode am Harz am 13.09.02

Das Sösetal bei Förste (Kreis Osterrode am Harz) nach der Getreidernte. Aufnahme am 13.09.2002.

5. vorl. Bundesergebnis, Ländervergleiche, Stand 27.09.02
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Das zweite vorläufige Ergebnis der Getreideernte und das erste vorläufige Ergebnis der Kartoffelernte in Deutschland lagen zum 24.09.02 vor. Es ist in den folgenden Tabellen zu Vergleichszwecken aufgeführt. Da ich noch nicht alle endgültigen Ergebnisse der anderen Länder habe, muß ich hier auf das 2. vorläufige Ergebnis für Getreide und das 1. vorl. Ergebnis für Kartoffeln zurückgreifen.

Tab.7: Zweites vorläufiges Ergebnis der Getreideernte und erstes vorläufiges Ergebnis der Kartoffelernte in Deutschland, (Stand 24.09.02)
Fruchtart
Anbaufläche in Hektar
Hektarertrag (dt/ha)
Erntemenge in Tonnen
v.02
2001
+/- in
v.02
2001
D 96/01
+/-zu 01
+/-zu D
v.02
2001
+/-in
ha
%
dt/ha
%
Tonnen
%
Winterweizen
2 964 726
2 849 746
+4,0%
69,2
79,2
74,6
-12,7%
-7,2%
20 515 217
22 565 591
-9,1%
Hartweizen
4 938
4 679
+5,5%
52,6
51,0
52,7
+3,3%
-0,2%
25 977
23 838
+9,0%
Sommerweizen
47 141
42 778
+10,2%
52,0
58,1
57,9
-10,5%
-10,2%
244 976
248 408
-1,4%
Roggen
729 267
836 981
-12,9%
50,4
61,3
54,2
-17,8%
-7,0%
3 674 482
5 132 349
-28,4%
Wintermenggetreide
9 303
9 244
+0,6%
53,7
55,7
54,3
-3,6%
-1,2%
49 931
51 469
-3,0%
Wintergerste
1 367 538
1 473 031
-7,2%
60,7
70,9
63,8
-14,3%
-4,8%
8 305 730
10 440 976
-20,5%
Sommergerste
610 575
638 790
-4,4%
43,7
47,8
49,3
-8,6%
-11,4%
2 667 879
3 053 611
-12,6%
Triticale
562 202
533 497
+5,4%
54,7
64,1
60,1
-14,6%
-9,0%
3 076 005
3 418 892
-10,0%
Hafer
233 326
233 324
+0,0%
43,3
49,3
49,9
-12,3%
-13,3%
1 009 888
1 151 033
-12,3%
Sommermenggetreide
26 093
27 122
-3,8%
41,0
43,7
45,1
-6,4%
-9,2%
106 857
118 645
-9,9%
Getreide zus. (ohne Mais)
6 555 109
6 649 193
-1,4%
60,5
69,5
64,4
-12,9%
-6,0%
39 676 943
46 204 812
-14,1%
Frühkartoffeln
16 755
15 952
+5,0%
291,6
293,6
303,8
-0,7%
-4,0%
488 508
468 410
+4,3%
Mittelfr. bis späte Kartoffeln
267 386
266 148
+0,5%
392,2
414,6
400,7
-5,4%
-2,1%
10 486 722
11 034 434
-5,0%
Kartoffeln zusammen
284 141
282 099
+0,7%
386,3
407,8
395,1
-5,3%
-2,2%
10 975 230
11 502 844
-4,6%
Tab. 8: Zweites vorläufiges Ergebnis der Getreideernte in Deutschland, Hektarerträge 2002 nach Bundesländern, Stand 24.09.02
Bund/Länder Winterweizen Roggen Wintergerste Sommergerste Triticale Getreide zus.
v2002 2001 +/- v2002 2001 +/- v2002 2001 +/- v2002 2001 +/- v2002 2001 +/- v2002 2001 +/-
dt/ha % * dt/ha % dt/ha % dt/ha % dt/ha % dt/ha %
Baden-Württemb.
67,5 70,2 -3,8 53,4 56,3 -5,2 60,2 62,5 -3,7 47,1 48,5 -2,9 62,5 64,4 -3,0 59,7 62,1 -3,9
Bayern
66,5 70,5 -5,7 50,0 50,3 -0,6 57,5 62,1 -7,4 43,2 44,7 -3,4 52,2 59,4 -12,1 57,8 61,6 -6,2
Brandenburg
60,3 65,8 -8,4 40,8 53,3 -23,5 49,8 67,6 -26,3 35,3 40,2 -12,2 47,4 55,2 -14,1 47,3 57,6 -17,9
Hessen
72,1 81,0 -11,0 57,4 60,7 -5,4 61,1 69,1 -11,6 42,0 39,1 +7,4 56,6 60,5 -6,4 63,2 69,3 -8,8
Mecklenburg-Vordiv.
71,5 78,9 -9,4 53,4 66,4 -19,6 64,1 79,8 -19,7 45,7 51,7 -11,6 60,9 64,8 -6,0 65,1 74,5 -12,6
Niedersachsen
71,5 89,2 -19,8 57,8 71,6 -19,3 58,4 73,1 -20,1 41,2 50,6 -18,6 56,4 68,2 -17,3 61,1 75,7 -19,3
Nordrhein-Westf.
82,5 92,5 -10,8 68,3 72,8 -6,2 69,3 76,2 -9,1 47,9 52,6 -8,9 61,6 75,9 -18,8 72,6 81,4 -10,8
Rheinland-Pfalz
68,8 72,5 -5,1 60,6 58,8 +3,1 60,2 59,4 +1,3 43,8 43,7 +0,2 55,0 60,2 -8,6 57,4 56,8 +1,1
Saarland
66,4 61,9 +7,3 57,4 51,5 +11,5 60,8 57,2 +6,3 42,5 41,4 +2,7 59,5 57,5 +3,5 56,7 51,7 +9,7
Sachsen
62,0 71,9 -13,8 48,7 59,2 -17,7 55,6 72,2 -23,0 42,3 50,7 -16,6 46,7 58,6 -20,3 55,1 66,4 -17,0
Sachsen-Anhalt
61,8 76,9 -19,6 48,3 59,0 -18,1 64,5 76,4 -15,6 44,8 53,7 -16,6 48,9 58,4 -16,3 58,4 71,4 -18,2
Schleswig-Holstein
81,6 98,4 -17,1 64,9 73,2 -11,3 74,4 87,2 -14,7 44,4 49,6 -10,5 67,2 77,4 -13,2 75,4 89,3 -15,6
Thüringen
61,6 75,6 -18,5 64,5 72,5 -11,0 61,6 71,1 -13,4 45,1 56,0 -19,5 53,0 66,6 -20,4 58,5 70,8 -17,4
Deutschland
69,2 79,2 -12,6 50,4 61,3 -17,8 60,7 70,9 -14,4 43,7 47,8 -8,6 54,7 64,1 -14,7 60,5 69,5 -12,9
* Geringe Abweichungen durch gerundete Zahlen möglich

Georg Keckl, NLS Hannover, Tel. 0511 9898 3441

Weitere Ergebnisse aus der Erntestatistik finden Sie unter:

http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/Landwirtschaft.html

Hannover am 27.08.2002, aktualisiert am 23.09.02 und am 28.10.02, Georg Keckl